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163 Splitter von unterwegs

Der Oftringer Dichter Deny Lanz klemmt in seinem Debüt-Werk «Die Sliwowitz-Mama» 163 Gedichte und Kurzprosastücke in ein 100-seitiges Bändchen.

«Sie soff zehn Sliwowitz in der Stunde und gewann selbst dann noch jede Dart-Runde. Ausserdem hatte man den Eindruck, dass sie niemals betrunken werden konnte. Das imponierte den Kerlen.» Der Klappentext von Deny Lanz’ Debüt-Werk «Die Sliwowitz-Mama» weckt die Neugier und lässt zugleich eher Moll- als Dur-Tonart erahnen. Der 45-jährige in Oftringen wohnhafte und in Langenthal aufgewachsene Autor ist ein Unangepasster. Er ist gerne unterwegs – und zelebriert dies auch. Den Notizblock führt er dabei stets in der Jackentasche mit sich.

Der Autor ist von seinen Hamburger Jahren als Sänger und Texter der Deutschrock-Band «Nachtfischer» mit dem Blick für das etwas Abseitige oder auch Randständige mit viel Erfahrungswert geschult. In seinen Gedichten und seiner Kurzprosa wetterleuchtet daher der Underground. In der Sperrigkeit liegt ein bewusstes Kontrapunktieren. Allzu fein gedrechselt sind die Gedichte nicht so sehr – authentisch, direkt und unvermittelt dafür umso mehr. Mehr als ein Kurztext endet mit einem herzhaften Fluch. Manche Male neckt auch eine Pointe. Das titelgebende Prosastück behandelt «Die Wirtschafts-Krise». Ein Lottogewinn führt dazu, dass bei einer tschechischen Spelunke der Lack abblättert.

Nonchalance als Attitüde
Der Momentkiesel «Wunder» aus Deny Lanz’ Bändchen weiss hingegen zu glänzen: «Sei realistisch. Erwarte ein Wunder. Stand in einem Zeitungshoroskop. Gar nicht schlecht, dachte ich. Und nahm es mir als guten Vorsatz zum neuen Jahr.» Mit Hintersinn sagt dieses Stücklein jeglichem Glücksversprechen ab, das literarische Ich nimmt es stattdessen selber in die Hand. Glück kann warten, es lässt sich eh nicht erhaschen. Vielmehr liegt es laut diesen 163 Splittern stets darin, dem Moment ausgesetzt unterwegs zu sein.

Die Reisen führen in den Osten zu Stationen wie Pilsen, dem Prager Stadtteil Žižkov, St. Petersburg. Zwischendurch heissts stranden in Olten. Doch alsbald reisst es den Autor via München an den Lago Maggiore und nach Locarno südwärts. Oder gen Norden, zum Vagabundieren durch deutsche Lande. Das weitet das Herz. Begegnung mit Geliebten, Zuhältern, Kneipenwirten, Alleingelassenen und Tagträumern lassen den Schreibenden sinnieren. Alkoholika in mannigfaltigen Erscheinungsformen tränken das Empfinden, schärfen den Blick – und werfen auch mal ein Loblied aufs Bier ab. Oder eine Ode an den literarischen Ziehvater Charles Bukowski. Auch Jack Kerouac riecht genug nach Strasse.

Arbeit ist des Dichters nicht
Das Schreiben könnte weniger Arbeit sein. Presslufthammergleich glaubt der Autor mitunter in die Tasten zu hauen. Das stete Bosseln und Feilen kann wunde Finger zeitigen und weckt prompt ein Pfeifdrauf. «Irgendwann ist Schluss! In Zukunft verfertige ich nur noch Endfassungen. Spart Zeit, Papier und Nerven.» Auch wenn es manchmal etwas gar attitüdenhaft zelebriert wird: Wer den Underground, das unangepasste Unterwegssein und den Szenengroove liebt, ist mit den ansehnlich getränkten literarischen Brosamen von Deny Lanz gut bedient. Zum Beispiel unterwegs im Zug ins Nirgendwo. Die Kehle geölt von einem kühlen Bier. Maskenlos selbstverständlich.

Die Sliwowitz-Mama | Buchcover Deny Lanz
Buchcover «Die Sliwowitz-Mama»

Deny Lanz.
«Die Sliwowitz-Mama»
Gedichte & Kurzprosa.
ISBN: 978-3- 948172-04-6
container press. Walheim

Erhältlich in der Buchhandlung «aleph und tau»,
Dorfstrasse 13, 5040 Schöftland oder auch online über die Lüthy Buchhandlung, 5000 Aarau
www.buchhaus.ch


Zur Person

Deny (Denis) Lanz wurde 1975 in Langenthal geboren. Er hat eine Bürolehre in einem Zeitungsverlag absolviert. Für einige Jahre hat er in Hamburg gelebt, wo er als Sänger der Band «Nachtfischer» erste Texte verfasst hat. Heute lebt er in Oftringen und ist als Anzeigenverkäufer beim «Landanzeiger» tätig.