Keine Probleme mit Luchsen in der Region
Der Luchs ist im nördlichen Jura wieder heimisch geworden. Er lebt hier in einer natürlichen Bestandesdichte und verursacht keine nennenswerten Konflikte, schreiben Pro Natura Aargau und Solothurn. Für den Wald sei seine Rückkehr von grosser Bedeutung, da er der natürlichen Verjüngung helfe.
Der Luchs ist zurück in den Kantonen Aargau und Solothurn. Nachdem die Tierart im Jura vor 200 Jahren ausgerottet wurde, erfolgte im Westschweizer Jura in den 1970er Jahren eine Wiederansiedelung. Bereits in den 1980er Jahren wurden erste Luchse im nördlichen Jura registriert, schreiben Pro Natura Aargau und Solothurn in einer gemeinsamen Mitteilung. Doch erst um die Jahrtausendwende etablierten sich Luchse vermehrt im Kanton Solothurn und seit einigen Jahren werden auch auf den Jurahöhen im Kanton Aargau regelmässig Luchse nachgewiesen. Diese Rückkehr einer einst heimischen Tierart stellt laut Pro Natura, einen grossen Erfolg für den Artenschutz dar.
Im Aargau leben etwa sechs Luchse
Doch immer wieder werde mit gesuchten, teils regelrecht absurden Behauptungen gegen den Luchs argumentiert, schreibt Pro Natura weiter. Das sei unverständlich, denn die Luchse würden kaum Konflikte verursachen und führen hier ein zurückgezogenes, natürliches Leben. Pro Natura Aargau und Solothurn machen auf sechs Fakten zum Luchs in den beiden Kantonen aufmerksam. Luchse werden in der Schweiz mittels eines systematischen Fotofallenmonitorings gezählt. Im nördlichen Jura wurde mit dieser Methode eine im landesweiten Vergleich durchschnittliche Bestandesdichte ermittelt. Es leben hier rund 2.55 Luchse pro 100 km2 geeignetem Habitat. Das ist mehr als beispielsweise in der Zentralschweiz, aber weniger als im Berner Oberland oder im südlichen Jura. Im Kanton Solothurn leben rund 10–15 Luchse, im Kanton Aargau dürften es weniger als ein halbes Dutzend sein.
Seit dem Jahr 2009 hat sich die Luchsdichte im nördlichen Jura nicht mehr weiter erhöht. Das systematische Fotofallenmonitoring findet seit 15 Jahren alle drei Jahre mit derselben Methode statt und liefert daher fundierte, überprüfbare Daten. Diese zeigen, dass es seit 2009 keine statistisch signifikante Änderung in der Bestandesdichte des Luchses im nördlichen Jura gegeben hat. Die Luchse im nördlichen Jura weisen keine körperlichen Auffälligkeiten auf. Durch Jäger, Naturfotografen und Interessierte erfolgen fortlaufend Luchsnachweise in Form von Fotos. Auf diesen sind ausnahmslos gesunde Luchse zu sehen. Hinweise auf schlechte Nährzustände oder gesundheitliche Probleme sind nicht zu erkennen. Auch das vor einigen Jahren bei den Jura-Luchsen nachgewiesene FI-Virus (Katzen-Aids) ist wieder aus der Population verschwunden.
Keine Häufung von gerissenen Nutztieren
Die Luchse im Schweizer Jura ernähren sich artgerecht von Rehen und Gämsen. Nutztiere spielen nur eine geringe Rolle in ihrer Ernährung. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der vom Luchs gerissenen Nutztiere zwischen 2 und 48 geschwankt, ohne eine steigende Tendenz. 2019 wurden im gesamten Schweizer Jura gerade mal 19 Nutztiere von Luchsen gerissen, obwohl hier mehrere Zehntausend Schafe und Ziegen leben. Luchse stellen damit kein Problem für die Nutztierhaltung dar. Entgegen immer wieder geäusserten Befürchtungen, lässt sich ein Einfluss des Luchses auf die Entwicklung der Jagdstrecken grossräumig kaum feststellen. Eine detaillierte Analyse der Jagdstrecken in den Luchsgebieten und deren Vergleich mit umliegenden Gebieten ohne Luchseinfluss zeigt nur marginale Unterschiede, die statistisch nicht signifikant sind. Der Luchs verunmöglicht die Jagd nicht.
Luchs hilft dem Wald
Der Luchs hilft der Jägerschaft bei der notwendigen Regulierung der Pflanzenfresser Reh und Gämse. Zu hohe Wildbestände beeinträchtigen die natürliche Verjüngung der Wälder. Die zunehmende Klimaveränderung sorgt für einen Notstand im Wald: Fichten und seit kurzem auch Buchen sterben im Jura aufgrund starker Trockenheit gebietsweise grossflächig ab. Die Buche stellt im Moment noch die wichtigste Baumart im Jura dar und ist prägend für ihn. Klimaresistentere Baumarten wie Eichen oder in den Hochlagen des Juras auch Weisstannen müssen daher gefördert werden. Ausgerechnet diese Arten werden von Wildtieren aber bevorzugt verbissen. Ohne regulierte Wildbestände gelingt der aus klimatischen Gründen notwendige Waldumbau nicht. Der Luchs ist für den Wald der Zukunft daher unverzichtbar! Pro Natura Solothurn und Aargau hoffen, dass die Diskussion um den Luchs wieder vermehrt auf der Basis von Fakten und Wissen geführt werde, nicht mit Vorurteilen.