Fachkräftemangel im Handwerk: Wo sind die goldenen Hände geblieben?
Von Monika Baumgartner
Berufsbildung beginnt in der 5. Klasse! Wir müssen uns bewusst werden, dass Familien bereits in der fünften Klasse den Bildungsweg der Kinder planen. «Mein Kind muss in die Bezirksschule, damit es die berufliche Zukunft nicht verpasst.» Diese Aussage hat ein Vater an einer Infoveranstaltung in der Primarschule geäussert. Das hat mich nachdenklich gestimmt, zeigt aber eindrücklich auf, dass die Berufslehre bereits in der Primarschule thematisiert werden muss.
Die Eltern müssen also bereits in dieser Phase für die Werte der Berufslehre sensibilisiert werden. Insbesondere unserer ausländischen Bevölkerung muss begreiflich gemacht werden, wie hochstehend unsere Berufslehre ist und dass damit der Grundstein für eine ausgezeichnete berufliche Zukunft gelegt wird.
Haben Sie gewusst, dass in der Schweiz 230 verschiedene Berufe existieren? Ich habe es nicht gewusst und bin überzeugt, dass es auch die Eltern der Primarschüler nicht tun. Wie sollen sie so die Fähigkeiten ihrer Kinder richtig einordnen, wenn bereits hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden? Ich bin überzeugt, dass hier die Verbände zusammen mit der Politik neue Wege finden müssen. Packen wir es an!
Handwerker sind sexy, auch die Frauen
Im Moment kämpft das Handwerk mit dem Klischee: harte körperliche Arbeit, dreckige Hände und dreckige Kleider. Das will heute niemand mehr. Aber mal ehrlich, diese Menschen sehen doch gesund aus, leiden kaum an Übergewicht, sind bodenständig, lieben ihre Arbeit und können sich über ihre sinnvolle Arbeit freuen. Gerade unsere Jugend will sich sinnvoll engagieren, und auch sie braucht Anerkennung. Genau das findet man im Handwerk. Wie oft geniesse ich die Freude in den Gesichtern unserer Monteure, wenn diese von der Kundschaft für die vorzügliche Arbeit gelobt werden. Wo sonst bekommt man dieses direkte und ehrliche Feedback? Es ist höchste Zeit, dass dieses Klischee aus den Köpfen verschwindet. Packen wir es an!
Handwerker sind Macher
Freuen Sie sich auch schon auf die «Badenfahrt»? Immer wieder werde ich überrascht von der Vielfalt der Beizlis. Und wenn man genauer hinschaut, ist es faszinierend, wie viel Handwerk dahintersteckt. Wenn die Akademisierung aber in diesem Stil weiter fortschreitet, werden hier die Handwerker in naher Zukunft fehlen und damit auch die ganzen Bauten. Hier finden wir eine wunderbare Plattform, das Handwerk sexy zu machen. Packen wir es an!
An der Winterkonferenz des Schweizerischen Gewerbeverbands in Klosters wurde über den Sinn und Zweck von Verbänden diskutiert und der Wunsch geäussert, dass das Parlament wirtschaftsfreundlicher und bürgerlicher werden soll. Bleiben wir in engem Kontakt und helfen wir uns gegenseitig, die besten Lösungen für unseren Kanton zu finden. So schaffen wir es, dass die von Margrit Stamm vermissten «goldenen Hände» wieder sichtbar werden.
Monika Baumgartner ist Grössrätin «Die Mitte» aus Tegerfelden und Mitglied der Gewerbegruppe Grosser Rat, AGV und Unternehmerin im Schreinergewerbe.