Feministischer Streik 2023: Tausende Aargauer Frauen und Männer auf den Strassen
Das Aargauer Streikkollektiv zeigt sich überwältigt von den Massen an Personen, die zum feministischen Streiktag nach Aarau gekommen sind. Rund 3000 Feministinnen forderten laut und deutlich die Gleichstellung aller Geschlechter. Das Motto «Aargau mach vorwärts!» stellten sie symbolisch dar, indem sie unisono vor dem Regierungsratsgebäude Wecker erklingen liessen, um die Aargauer Regierung aufzuwecken und ihnen Beine zu machen.
Der Aargauer Streik nahm im speziellen auch Bezug auf den Kanton Aargau, der mit seiner reinen Männerregierung, den bloss 29 Prozent Frauenanteil im Grossen Rat und der fehlenden Fachstelle für Gleichstellung als ein Negativbeispiel für Gleichstellungsanliegen gilt.
So vereinten sich die Streikenden neben den nationalen Forderungen spezifisch auch hinter kantonalen Forderungen, an denen sie die Kantonsregierung in den kommenden Jahren messen wird. Das Streikkollektiv forderte lauthals die Wiedereinführung der Fachstelle für Gleichstellung und eine echte Umsetzung der 2016 ratifizierten Istanbul-Konvention. Dies bedingt einige Schritte und der erste ist ein Sockelbeitrag des Kantons an das Frauenhaus Aargau-Solothurn. Denn bis jetzt ist das Frauenhaus subjektfinanziert, was heisst, dass nach 35 Tagen die Finanzierung einer Unterbringung eines Opfers ausläuft und man die Schutzsuchenden eigentlich nicht mehr beherbergen kann.
Ebenso forderten sie eine sichere Unterbringung von geflüchteten Frauen und non-binären sowie trans Personen. Dies ist momentan alles andere als garantiert, geschweige denn, dass sie von ausgebildetem Personal betreut werden.
Die Feministinnen forderten ausserdem die Umsetzung der zweiten Etappe der angenommenen Pflegeinitiative im Kanton Aargau. Die Arbeitsbedingungen für Pflegende sind weiterhin inhuman und führen dazu, dass immer mehr Personen den Beruf verlassen müssen.
Die Rednerinnen Cornelia (Kindergartenlehrerin) und Regina (Verkäuferin) wehren sich gegen die ständige Abwertung ihrer Berufe und die Verminderung ihrer Löhne. In ihrer gemeinsamen Rede zu Migrationsrechten stellten Lelia Hunziker, Grossrätin SP und Sinem Gökçen klar: «Die Festung Europa und die Migrationspolitik der Schweiz verwehren FLINTAS systematisch und strukturell Schutz und setzen sie Ausbeutung und Gewalt aus.» Die beiden Vertreterinnen des Klimastreiks Aargau Mechthild Mus und Kristina Schärer betonten ausserdem die wichtige Verbindung zwischen Klimafragen und Feminismus: «Das Patriarchat entscheidet, wen die Klimakrise am stärksten gefährdet, die Klimakrise verstärkt bestehende Ungleichheiten» und Alessandra Widmer, Geschäftsführerin der Lesbenorganisation Schweiz fasste die feministische Utopie so ganz typisch Aargau unter dem Begriff der (Gender-)Sterne zusammen: «Greifen wir zusammen nach den Vereinbarkeitssternen, nach den Antirassismus-Sternen, nach den Altervorsorge-Sternen, nach den Barrierefreiheits-Sternen, nach den Stimmrecht-für-alle-Sternen, nach den 34-Stundenwoche-Sternen, nach den Rechte-für-Sexarbeiter*innen-Sternen, nach den Gratis-Kinderbetreuung-Sternen, nach den Nulltoleranz-für-sexualisierte Gewalt-Sternen. Und nach vielen weiteren!» pd