KVA Buchs stockt Vorfinanzierung für Ofenlinien-Ersatz massiv auf
Die Abgeordnetenversammlung des Gemeindeverbands für Kehrichtbeseitigung Region Aarau-Lenzburg (GEKAL) hat in Niederlenz die Vorfinanzierung «Strategie KVA 2035+» von 45 auf 100 Mio. Franken erhöht. Dafür werden aus der laufenden Rechnung jährliche Einlagen entnommen, was verhindert, dass die Grossinvestition in eine neue Ofenlinie für die KVA Buchs dereinst exorbitante Abschreibungen auslöst. Grund für die Erhöhung der Vorfinanzierung ist eine nach oben korrigierte Schätzung des Investitionsvolumens: «Aufgrund von Aussagen von Lieferanten ist aktuell davon auszugehen, dass der Ersatz der Ofenlinie 1 mit gleicher Kapazität das Zwei- bis Dreifache des ursprünglich angenommenen Betrags kosten wird, also 200 bis 300 Mio. Franken», hiess es im Antrag des GEKAL-Vorstands. Die Zielgrösse der erhöhten Vorfinanzierung deckt damit zwischen 50 und 33 Prozent der Investitionsumme, was dem bisherigen Verhältnis von 45 Prozent (45 von 100 Mio. Fr.) nahekommt.
Rentabler Stromverkauf
Der GEKAL kann sich die höheren Einlagen leisten, erzielt er doch seit einigen Jahren sehr gute Jahresergebnisse. Einen wichtigen Beitrag dazu liefern die Stromerlöse (ein Teil der anfallenden KVA-Abwärme wird in Elektrizität umgewandelt und verkauft). 2022 stiegen die Strompreise ausserordentlich stark. Inzwischen haben sie sich zwar wieder normalisiert, dank Absicherungsgeschäften schlägt der sinkende Strommarkt jedoch nicht voll auf die KVA Buchs durch. Auch wenn 2025 sich der Stromerlös gegenüber 2023 fast halbieren soll und für den Ersatz der Ofenlinie 4 Mio. Fr. eingestellt sind, ist das Budget ausgeglichen. Es wurde von der Versammlung, genauso wie die Erhöhung der Vorfinanzierung, genehmigt.
Rekordmengen an Abfall
Zur soliden finanziellen Lage des GEKAL bzw. der KVA Buchs trug und trägt auch die konstant hohe Auslastung der beiden Ofenlinien bei. Für 2024 zeichnet sich keine Umkehr dieser Entwicklung ab. Geschäftsleiter Harald Wanger berichtete von fast 5 Prozent mehr angeliefertem Abfall bis Ende Oktober verglichen mit dem Vorjahr. «Wir werden dieses Jahr erstmals die Marke von 140’000 Tonnen knacken», prognostizierte er. Um diese zeitnah thermisch verwerten zu können, brauche es eine optimale Anlieferlogistik. Die Grosskunden – mit einem Plus von fast 7 Prozent – müssten sich an Wochen- und Jahreskontingente halten. Wenn benachtbarte KVAs für die jährliche Revision abgestellt werden müssen, fallen überdies Zusatzmengen an.
Betriebsleiter Rolf Schumacher informierte die Abgeordneten über Projekte, die zum Ziel haben, die Energierückgewinnung aus der KVA Buchs zu optimieren. Vor Jahresfrist hatte die Versammlung 20 Mio. Franken für eine neue Dampfturbine bewilligt, die dem steigenden Bedarf nach Niederdruckdampf für Fernwärmeheizungen gerecht wird und gleichzeitig die Stromproduktionsleistung erhöhen wird. «Die Baubewilligung ist erteilt, und die Aufträge sind vergeben», sagte Schumacher. 2026 wird die alte Turbine ersetzt.
Ein weiteres Projekt ist die Optimierung der Wärmerückgewinnung aus dem Rauchgas. Dafür muss der dem Hauptkessel nachgelagerte sogenannte externe Economiser umgerüstet werden. Der Effekt ist, dass die Temperatur des Rauchgases nochmals um 10 Grad abgesenkt wird und zusätzliche 250 Kilowatt thermische Leistung zur Verfügung stehen. Als schöner Nebeneffekt wird weniger Energie für die Rauchgasreinigung benötigt. KVA
CO2-Abscheidung
5 Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz stammen aus Kehrichtverwertungsanlagen. Auch sie müssen zum Netto-Null-Ziel 2050 im Klimagesetz beitragen. Der KVA-Branchenverband hat sich verpflichtet, Mittel in Technologien zur Abscheidung des Treibhausgases aus dem Rauchgas zu investieren und bis 2030 eine entsprechende Pilotanlage zu bauen (diese wird voraussichtlich bei der KVA Linth geplant). Finanziert werden soll diese über Abgaben der einzelnen Kehrichtverwertungsanlagen, die pro Tonne Abfall erhoben werden. «Wir rechnen mit einer solchen Abgabe ab 2026», kündigte Harald Wanger an der Abgeordnetenversammlung an und versprach, die Gemeinden und die anderen Kunden über allfällige Kostenfolgen rechtzeitig zu informieren. Längerfristig sollen alle KVAs mit einer CCS-Anlage (Carbon Capture and Storage) ausgerüstet werden, «wobei heute unklar ist, wie das CO2 verwendet bzw. gespeichert wird», so Wanger. KVA