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Einkaufstourismus leicht gemacht

In unregelmässigen Abständen schreibt das Landei mit einem Augenzwinkern über Gehörtes und Gesehenes aus der Region. Heute geht es um Einkaufstourismus und wie es dazu kommen konnte.

Letztens ist mir bei der Sortierung meiner Einkaufstaschen ein Missgeschick unterlaufen und ich stand mit einem Migros-Sack mitten im Coop. Wir haben das als Kinder gelernt: sowas ist strengstens verboten. Also versuchte ich den Sack zu einer Art Würfel zu falten, damit es keinem auffiel. Doch schon bei den Kühlregalen machte ich mich verdächtig, als dort zwei Frauen im Weg standen und laut schnatternd verbal eine Grenze zogen, die nicht ohne Weiteres zu überwinden war. Ich versuchte es trotzdem und fragte freundlich. «Döfi schnäu zo de Möuch?» Verwunderte Blicke. Betretenes Schweigen. Die sonst gut hörbare Einkaufsladen-Musik wurde plötzlich ganz leise, die Leute um uns herum blieben stehen, bildeten einen Halbkreis und man hörte das Knistern der Verpackung, die ein Angestellter vorhin lieblos in einen Abfallbehälter geworfen hatte.

«Das – heisst – be – öis – MELCH!». Scharfe Blicke folgten dieser Mass­regelung und ich bemerkte, wie die Augen der einen Frau auf meine Einkaufstasche rollten, doch es gelang mir noch rechtzeitig, diese hinter meinem Rücken zu verstecken. Die Leute um uns herum gingen weiter, die Lage entspannte sich und die beiden Frauen gewährten mir, unter gefühltem Protest, Zugang zu meiner Möuch. Ich verabschiedete mich höflich und rückwärts gehend, in geduckt-demütig-dankbarer Haltung, schliesslich bin ich mit meinem Migros-Sack im Coop nur Einkaufstourist.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Irgendwie schaffte ich es raus aus dem Laden, ohne dass eine Sondereinheit der Polizei eingeschaltet werden musste und ich flüchtete in die Migros. Als Migros-Kind kann ich es ja zugeben: Ich habe bei der Sortierung meiner Einkaufstaschen gar keinen Fehler gemacht, denn ich habe gar keine Coop-Säcke zuhause. Nein, ich habe mit Absicht gehandelt, man soll da einkaufen wo es am einfachsten geht.

Ich glättete meinen Würfel zurück zu einem gut erkennbaren Migros-Sack und streckte ihn auffällig in die Höhe, so wie «Mr. Bean», wenn ihm etwas besonders gut gelungen ist − als mir eine Aktion ins Auge fiel: 380 Gramm Pommes Chips für 6.30 statt 8.08. Ich überlegte, wann hier das letzte Mal ein Sack Pommes Chips 8.08 Franken gekostet hat und gehe weiter. Grün-gelbe Schwämme für die Küche 6,24 statt 7,20 − kosten an der Kasse aber nur 6 Franken. Sechs Dosen Thon im Olivenöl gibt es in der Aktion für entweder 8.95 oder 9.35 − darf man selber aussuchen. Katzenfutter mit 29% für 2,04 – 14% auf Joghurt, macht 1,62 − eine Packung Toffifee kostet 2 Franken, drei Packungen aber 6,60 − ich habe ein Gnosch im Fadechörbli. Warum um Himmels Willen tut mir das die Migros an!

Verzweifelt hielt ich mich am Gestell mit den Schweizer IP-Suisse-Bio-Eiern aus Freilandhaltung fest, die übrigens im Sechserpack 49 Rappen pro Ei kosten, im 10er-Pack aber 50 Rappen pro Ei. Ausser man nimmt die Packung, auf der zusätzlich der Vermerk «ohne Kükentöten» steht, dann kosten das Ei 63 Rappen. Manchmal wünsche ich mir, dass die Preisausrechner bei der Migros genug Eier hätten, leicht verständliche Preise und ehrliche Aktionen auszuloben. Bis es so weit ist, werde ich zum Einkaufstouristen und gehe mit meinem Migros-Sack in den Aldi.

Herzlichst, Ihr Landei

In unregelmässigen Abständen schreibt das Landei mit einem Augenzwinkern über Gehörtes und Gesehenes aus der Region. Bilder der genannten Aktionen unter landanzeiger.ch.

Faktencheck: Chrüsimüsi-Preisanschriften
Bilder: Landei