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Die Umkehr der Dinge

Nach der Rekord-Serie mit neun Siegen nacheinander, bahnt sich erneut ein neuer Vereinsrekord an, jener der meisten Unentschieden hintereinander. Inzwischen sind es sechs – dabei macht der FC Aarau gar nicht viel anders als vorher.

Blicken wir zurück in die 15. Runde. Mitte November ist es, als dem FCA im Brügglifeld gegen den FC Wil der Ausgleichstreffer erst in der 91. Minute gelingt. Drei Runden später gewinnt der FC Aarau in Nyon 2:1, durch Tore in der 86. und 92. Minute. In der gleichen Phase geraten die Aarauer in Vaduz und in Nyon sogar mit zwei Toren in Rückstand und gewinnen das Spiel trotzdem noch. Von einer reinen Willensleistung zu sprechen ist dabei genau so verkehrt, wie in der aktuellen Phase alles der Unfähigkeit der Spieler zuzuschreiben. Was nämlich über insgesamt 31 Runden fortwährend präsent war, ist der Faktor Glück – und das fehlt dem Team von Brunello Iacopetta derzeit massiv. Dazu kommen noch die Leistungen der Schiedsrichter, die in der Challenge League ohne Video-Assistenten auszukommen müssen und zunehmend Mühe bekunden, genau hinzuschauen. Daraus ergeben sich Zufallsentschiede, glückliche und unglückliche.

Wenn man so will, hat der FCA in den eingangs erwähnten Spielen 9 unerwartete Punkte geholt, in den letzten Spielen hat er ebenso viele unerwartet verloren. Dabei müssen sich die Spieler natürlich auch an der eigenen Nase nehmen. Das Auslassen bester Chancen in der ersten Halbzeit wiederholt sich laufend. Ebenso fehlt oft die Bereitschaft auch in aussichtslosen Situationen noch einen Extra-Lauf hinzulegen. Das war sogar während der Siegesserie so, nur damals ohne weiteren Konsequenzen. Im Moment läuft einfach alles umgekehrt.

Dass sich Einsatz jedoch lohnt, bewies Raoul Bobadilla in der 84. Minute gegen den FC Vaduz. Er war es nämlich, dem es in der Aktion vor dem  2:1 mittels aussichtslosem Sprint an die Grundlinie gelang, den Ball im Spiel zu behalten.

Nach dem wunderbaren Tor von Dorian Derbaci hätten sich die 7232 Zuschauer auch damit abgefunden, wenn der Ball nur noch weit über das Tribünendach gepfeffert worden wäre. Doch auch diesmal gelang dem Gegner der Ausgleich – mit Glück.

Verloren ist freilich noch gar nichts und die Aarauer machen ja gar keinen so schlechten Job. Weil das Glück sich nicht erzwingen lässt, müssen sich die Akteure nun vermehrt auf die beeinflussbaren Faktoren konzentrieren, sprich, sich an der eigenen Nase nehmen. Verfolger Etoile Carouge verlor in Schaffhausen und liegt nun fünf Punkte hinter dem FC Aarau, der weiterhin den Barrageplatz belegt. Der FC Thun bleibt Leader, inzwischen 6 Punkte vor Aarau.

Zelebriert wurde anlässlich der Begegnung gegen Vaduz die Cupsieger-Mannschaft von 1985. Am 27. Mai ist es 40 Jahre her, als das Team von Ottmar Hitzfeld zusammen mit über 20 000 FC Aarau-Fans im Berner Wankdorf jubeln konnten. Mit drei Extrazügen und einer Blechlawine reisten diese an, einige gingen sogar zu Fuss nach Bern. Heute nun folgten elf Spieler der Einladung des FC Aarau und verbrachten einen nostalgiereichen Nachmittag an ihrer einstigen Wirkungsstätte. Ein kurzes Interview mit dem damals einzigen Torschützen zum 1:0-Sieg gegen Xamax, Walter Iselin, ist im aktuellen FC Aarau-Fan-Podcast zu hören: fcaarau-fanpodcast.ch/episode/eine-kurze-ehrliche-abrechnung-169

Remo Conoci

Cupsieger 1985: (v.l.) Charly Herberth, Armando Granzotto, Walter Seiler, Patrick Taudien, Max Richner, Thomas Zwahlen, Roberto Fregno, Thomas Tschuppert, Rolf Osterwalder, Walter Iselin, Roberto Böckli.
Bild: RC