
Männer geniessen die Herausforderung
Es herrschte geschäftige, aber durchaus souveräne Ambiance kurz vor dem Apéro in der alten Schulküche in Schöftland. Zwölf Männer waren konzentriert an der Arbeit, beaufsichtigt von der Kochkursleiterin Ursula Beck. Sie hatte ihre Augen überall, ihr entging nichts. Viele der Teilnehmer waren schon lange vor Corona mit dabei, damals, als Cécile Schor noch den Kochlöffel schwang. Als sie aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste, zeigte sich Ursula Beck bereit, den Kurs weiter zu führen: «Ich koche immer wieder gerne und überall, auch für grössere Gesellschaften», so ihre Motivation. Nun ging es drum, die letzten Vorbereitungen zu treffen, damit zum Abschlussessen mit Gemahlinnen und Partnerinnen alles vorzüglich klappt.
Auch «Knigge» isst mit
Damit alle die Regeln beim Servieren und beim Essen befolgen, dafür sorgt jeweils Benno Beck, und daran halten sich die meisten. So müssen beispielsweise die Tellerränder makellos sauber sein, und gegessen wird erst, wenn alle am Tisch sitzen. Dann wird Gang um Gang aufgetischt, zusammen mit dem entsprechenden Wein. Kritisch wird alles genau gekostet und kommentiert. Und wie meistens beim Abschlussessen, schmeckte alles hervorragend und wurde von allen Anwesenden ausnahmslos genossen. Diesmal gab es einen «kalten Avodaco-Shot», «Spargel an Erdbeervinaigrette», «Rindsfiletstreifen mit Kartoffelgratin» und zum Dessert ein «Schokoladen-Tiramisu im Glas», von Karl zubereitet. Selbstverständlich nehmen die Teilnehmer die Rezepte mit nach Hause, wo sich zweifellos die Herren des Hauses irgendwann mal von der Familie feiern lassen können.
Nach dem Drill kommt der Humor
Jeweils sechs mal, jeweils mittwochs, treffen sich die Senioren zum gemeinsamen Kochen. Dabei sei die Abwechslung die Herausforderung. An jeder der vier Kochstellen hat ein Teilnehmer die Kontrolle über alles. Und trotzdem gibt’s auch mal ein Malheur, wie Kurt Siegrist nach dem Essen humorvoll in seine Dankesworte einflocht. Lernen kann man immer wieder, so zum Beispiel auch, dass eine «Dorade im Salzteig ziemlich salzig sein kann, wenn man sie nicht sachgerecht behandelt, und zudem sehr durstig macht. Zwei Küchentücher reichen nicht aus, um einen Auflauf, der mit 200 Grad gebacken wurde, aus dem Ofen zu nehmen. Da landet die ganze Pracht unweigerlich am Boden. Übel ist auch, wenn der Kaiserschmarrn, der im Backofen dahin schmarrt, plötzlich Rauch entwickelt. «Aber», so Siegrist, «die Gemüsepaste wird inskünftig oft in meinem Kühlschrank sein, und das Thunfisch-Avocado-Tartar ist immer ein Höhepunkt. Wir hatten eine gute, lehrreiche Zeit, und der Humor kam auch nicht zu kurz!», sagte es und überreichte Ursula Beck einen Riesenblumenstrauss. Frieda Steffen


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