Risiko, Hoffnung und Glück sind Teil der Buchhaltung
Die Huplant in Hirschthal ist ein typischer Familienbetrieb. Die Inhaber Adrian und Yvonne Huber mussten sich in den letzten Monaten jedoch gleich mehreren ungeplanten Herausforderungen stellen. Wie sie diese meistern, wie Ideen umgesetzt wurden und wie sogar neue Jobs geschaffen werden, zeigt ein Besuch an einem Samstagmorgen.
Eigentlich wäre alles ganz gut gelaufen. Ende 2019 konnte die Huplant über das erste Jahr Bilanz ziehen, in dem man auf die Belieferung von Grossverteilern verzichtet hat. Die Bestellungen für den eigenen Laden und das kommende Jahr waren ausgelöst, das Konzept mit dem ganzheitlichen Einkaufserlebnis, dem Café Florina und dem Prinzip «Kaufen wo es wächst», fand grossen Anklang. Der Konjunktiv verrät es. Der Virus stellte am 16. März alles auf den Kopf.
Nicht aber Familie Huber
Vorerst gab es noch genug Arbeit. Trotz Schliessung mussten ja die Pflanzen in der eigenen Bio-Produktion und im Verkauf weiterhin gepflegt werden. «Der Abverkauf bis zu diesem Zeitpunkt war aussergewöhnlich gut und wir mussten nur etwa 3000 Pflanzen kompostieren», sagt Geschäftsinhaber Adrian Huber. Das habe man machen müssen, weil die Blumen verwelkt sind. Bilder, wie man sie in der Tagesschau sah, wo Blumen mit dem Bagger vernichtet wurden, gab es in Hirschthal zum Glück nicht. Wegen eines Krankheitsfalls in der Familie zog sich Yvonne Huber aus dem Geschäft zurück und stellt die intensive Krankenbetreuung sicher, Adrian Huber nimmt als alleiniger Geschäftsführer die Zügel in die Hand. «Im Frühling werden gegen 60 Prozent des Umsatzes generiert, wir mussten schnell handeln.»
«Wir mussten umdenken»
Adrian Huber hatte einen Plan: «Bisher war nie die Rede von einem Online-Shop, denn das Erlebnis, die Pflanzen zu sehen und zu riechen, gehört zu unserem Konzept. Doch jetzt konnten wir nicht anders, wir mussten umdenken», erinnert sich Huber. Innerhalb weniger Tage stand der Shop und seit Ende März kann man sich durch das Huplant-Angebot klicken und auf Rechnung bestellen. Was dann passierte, sprengte alle Erwartungen. Die Klickzahlen schossen in die Höhe: «Bis zu 270 Kunden konnten wir an einem Tag bedienen.» «Wir liefern auf Wunsch auch aus, aber die meisten holen die Ware ab. Den Zeitpunkt der Abholung können die Kunden selber im Online-Shop festlegen. Ab Bestelleingang brauchen wir ein bis zwei Tage zur Bereitstellung. Wenn die Kunden die Ware abholen, warten sie in der Regel höchstens eine Viertelstunde bei der Abholstelle.» Die Reaktionen seien positiv bis herzlich gewesen, «viele waren einfach nur dankbar um ein bisschen Normalität.»
Onlineshop bleibt weiter bestehen
Alles umzustellen klingt leichter als es ist und forderte vor allem das Personal. Die Abholung brachte Umschulungen mit sich, Umbauten waren nötig, Einkaufswagen wurden umfunktioniert. Plötzlich musste man daran denken, genug Papier für die Rechnungen bereit zu halten. Gebinde mussten besorgt werden, die man den Abholern abgeben konnte. «Ein Anruf hier, ein spontaner Einsatz da, wir lernen alle heute noch dazu», zieht Huber Zwischenbilanz.
Nun darf das Gartencenter ab dem 27. April wieder öffnen, der Online-Shop mit Abholung soll dabei weitergeführt werden. Um beides aneinander vorbei zu bringen, werden deshalb Teile der Produktionsfläche für den Verkauf genutzt, die Ausfahrt aus dem Gelände wird umgeleitet. Der positivste Effekt: Bei der Huplant Pflanzenkulturen AG bleiben alle Jobs erhalten, Kurzarbeit wird es vermutlich nicht geben. Im Gegenteil, Huber schafft sogar neue Stellen: «Wir suchen nun zusätzliches Personal, das je nach Bestellvolumen im Stundenlohn flexibel eingesetzt werden kann und die Online-Bestellungen im Gartencenter zusammenstellt». Damit werden Abholung und Einkaufserlebnis miteinander verbunden. «Sie flaniert gemütlich durch den Laden, Er holt die zuvor schon bestellte Ware ab. Oder umgekehrt.» Und danach können beide noch ein feines Stück Kuchen im Cafe Florina geniessen.
Bei all der vorausschauenden Planung, die in Hirschthal betrieben wird, sind die Komponenten «Hoffnung» und «Glück» in diesen Zeiten Teil der Buchhaltung. Ebenso das Wort «Risiko». Man traut sich wegen der Grausamkeit des Virus gar nicht danach zu fragen – aber könnte die ganze Sache gar ein positives Ende nehmen? «Schauen Sie, schön wäre es, wenn wir in zwei Jahren sagen könnten, der Virus ist das Beste, was uns passieren konnte.» Das gelte in vielen Bereichen des Lebens, ist Huber überzeugt: «Wir erledigen Dinge, die wir lange vor uns her geschoben haben und die Lage zwingt uns zu handeln. Das kann durchaus auch eine Chance sein.» Vorerst gelte es aber, Schritt für Schritt in eine ungewisse Zukunft zu gehen, an die Gesundheit der Mitmenschen zu denken, aber auch an den Erhalt der Arbeitsplätze.
«Das machen ganz viele Betriebe in der Region, deren Einsatz bereits während, spätestens jedoch nach der Krise durch regionales Einkaufen honoriert werden kann», appelliert Huber zum Schluss – auch das wäre ein positiver Effekt.