BMW X1: Ein total souveräner Typ für alle Fälle
In der Psychologie spricht man vom ersten Eindruck, wenn wir jemandem zum ersten Mal begegnen und uns in sekundenschnelle eine Meinung über ihn oder sie bilden. Das ist selten rational und geht vor allem auf sensorische Reize zurück: Bei der ersten Begegnung läuft ganz viel auf verschiedenen, vor allem unbewussten Ebenen ab: Geruchssinn, Pheromone, Gestik oder Mimik. Nun, beim Auto sind es vielleicht eher Handling, Sitzgefühl, Geschmack, Outfit – aber: Es ist auf jeden Fall so, dass der erste Eindruck sehr wichtig ist. Beim BMW X1 ist dieser First Impact grossartig. Er fährt sich leicht, vermittelt sofort eine perfekte Umsetzung der Lenk- und Lastkommandos, bleibt stabil, agil und bietet jeden erwünschten Komfort. Und zwar so, dass diese Bequemlichkeit auch ohne Kompass und Karte intuitiv auffind- und abrufbar ist. Die Spracherkennung ist top und erzählt einem sogar gute Witze, wenn man das möchte. Extraklasse ist zudem der Spurhalter, der das Auto auf der Autobahn perfekt allein fährt. Es bedarf nur ganz leichter Berührungen des Lenkrades, um dem X1 zu melden, dass noch jemand Lebendiges an Bord ist – so wie das halt Vorschrift ist. Nicht umsonst ist der «Kleine« also neben dem X3 der meistverkaufte BMW im Land. Gut möglich, dass er sogar zum absoluten Bestseller wird. Den hier getesteten Benziner mit 203 PS und unterstützendem E-Motor gibt es schon ab 55900 CHF; top ausgestattet, wie der Testwagen, liegt man bei 78000 CHF.
Ein cooler Allrounder
BMWs kleinster SUV wird mit je zwei Dieseln und Benzinern sowie zwei Plug-ins und erstmals auch als rein elektrischer iX1 angeboten. Wie gesagt reden wir hier vom leistungsstärkeren Benziner mit Mild-Hybrid-System. Der kleinere bietet 136 PS und rund 100 Newton weniger Drehmoment (230 Nm). Punkto Leistung ist man mit den gut 200 PS in jeder Lebenslage immer gut bedient. Die dritte Generation des X1 ist ein echter Wunderwuzzi, ein Alleskönner in der populären Liga der Kompakt-SUV. Er sieht per se prima aus, was durchaus neidische Blicke generieren kann. Die Niere ist leicht vergrössert und allgemein tritt er aggressiver auf als zuletzt. Zudem ist er dank erweiterten Abmessungen auch im Innenraum spürbar gewachsen. Gross und lang ist kein Argument mehr, sich gegen das kleinste SUV der Bayern zu entscheiden. Da ist genug bequemer Raum für alle Knochen und Muskeln. Brauchts mehr Stauraum, lässt sich bei den Verbrenner-Modellen die Rückbank um 13 cm nach vorne verrücken.
Mit E-Unterstützung
Die Spreizung der einzelnen Fahrprogramme ist deutlich, wobei der Antriebsstrang «Sport« am ambitioniertesten auf Vortriebswünsche reagiert. Die wie gesagt messerscharf reagierende Lenkung passt ebenfalls gut zur sportlichen Auslegung. Der Benziner leistet immer satt Drehmoment und Leistung. Unterstützt wird das Aggregat von einem 48V starken E-Motor, dessen Batterie sich durchs Abbremsen beim Fahren auflädt und die Beschleunigung verbessert. Ein klassischer Mild-Hybrid also, der dem Verbrenner etwas «Büez» abnimmt und den Verbrauch mindert. Der Allradantrieb sorgt auch bei engeren Kurven mit hoher Geschwindigkeit für Ruhe im Fahrwerk. Die Bremse wird Kontrollfreaks keine Schweissperlen auf die Stirn treiben – das Ding packt richtig fett und ordentlich zu.
Pracht im Innenraum
Der Innenraum präsentiert sich prächtiger denn je. Das leicht konkave Display dominiert, einen haptischen iDrive-Knopf gibt es im X1 nicht mehr. Drehrädchen etwa zur Temperaturregulierung sucht man auch vergebens, wärmer und kälter wird es erst durch Drücken auf dem Touchscreen, über den so ziemlich alles vom Fahrmodus bis zum Navigationssystem bedient wird. Vieles, sehr vieles davon geht freilich, wie eingangs erwähnt, auch über Sprachbefehle: Einfach «Hey BMW» rufen und sagen, was man möchte. Etwa: «Hey BMW, stell Temperatur auf der Fahrerseite auf 21 Grad ein!» Die virutelle Frau oder der virtuelle Mann verstehen dich! Sehr stark ist auch das ebenfalls gegen Aufpreis erhältliche Head-up-Display, das dafür sorgt, dass der Blick kaum die Strasse verlassen muss. V. a. auch die klar sichtbaren Navigationspfeile sind so immer im Sichtfeld, was die Pfadfindung enorm erleichtert. Wer lieber auf den Touchscreen schaut, hat auf dem Navi-Bildschirm die Option, sich via Augmented View Navipfeile in das real von der Frontkamera aufgenommene Strassenbild einblenden zu lassen. Das funktioniert top. Die wenigen haptischen Elemente, die den Innenraum-Umbau überlebt haben, finden sich auf der mittleren Armauflage, wo etwa die Automatik über einen kleinen Schieberegler gesteuert wird. Unnötig zu sagen, dass der X1 punkto Sicherheit nur Höchstwert erreicht.
In der Summe ein echt tolles Auto für Männlein und Weiblein und ebenso gleichsam geeignet für die Aktiven wie die Gemütlichen, die Familiären, die Sportlichen, die Sicherheitsbedachten oder wer auch immer … Michael Schenk
BMW X1 xDrive23i
Technische Daten: Antrieb: Motor, SV 4,4 V8, Twin Turbo, Ladeluftkühler. 530 PS. Liter-Reihenvierzylinder-Ottomotor, 48-Volt-Mild-Hybrid, 7-Gang- Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb. Leistung: 204 PS, max. Drehmoment 320 Nm. 0–100 km/h 7,1 s, Höchstgeschwindigkeit 233 km/h Elektromotor: 19 PS/55 Newton. Masse: L×B×H 4500×1845×1645 mm Radstand: 2692 mm, Bodenfreiheit 205 mm Gewicht: 1730 kg (leer); 2220 kg (maximal) Anhängelast: 750 kg (ungeb.), 2000 kg (geb.)Kofferraumvolumen: 500–1545 Liter. Verbrauch: 6,5–7,3 Liter(Text 7,3 Liter).Preis: Ab CHF 55 900, Testwagen u. a. mit First Edition Exclusive Paket (CHF 11 600.–) CHF 78 260.–Garantie: 3 Jahre oder 100 000 km
Internet: www.bmw.ch