Cargo sous terrain: Suhr und Hunzenschwil sind mögliche Hub-Standorte
Das Ziel der Verantwortlichen von Cargo sous terrain (CST) ist sportlich. Im Jahr 2031 soll das erste Teilstück (70 km) der unterirdischen, unbemannten Gütertransportanlage zwischen Härkingen und Zürich in Betrieb genommen werden. Bis 2045 soll das gesamte Streckennetz von St. Gallen nach Genf und von Basel nach Luzern mit einem zusätzlichen Arm von Bern nach Thun realisiert sein. Das Bauwerk mit einer Gesamtlänge von rund 500 km soll rund 30 Milliarden Franken kosten. Und privat finanziert werden.
Was zurzeit noch etwas futuristisch klingt, soll das Güterverkehrssystem der Zukunft werden. «Cargo sous terrain wird die Transportinfrastruktur der Schweiz entscheidend verbessern und mittelfristig die Logistikwelt verändern», sagt Klaus Juch, Geschäftsleitungsmitglied von Cargo sous terrain und Bereichsleiter Technik und Bau, anlässlich des Infoabends in Suhr. «Es ist ein System, das von der Wirtschaft für die Wirtschaft entwickelt wurde.»
Güterverkehr nimmt rapide zu
Angesichts der Güterverkehrsprognosen, welche einen Zuwachs von über 35 Prozent in den nächsten 30 Jahren erwarten lassen, seien Lösungen zum Auffangen der zunehmenden Verkehrsströme ein dringendes Anliegen im Interesse der Wirtschaft und der ganzen Gesellschaft, sagt Juch weiter.
Cargo sous terrain soll zwei Bestandteile umfassen: einen unterirdischen Transporttunnel und eine effiziente, umweltfreundliche Feinverteilung von Gütern in den städtischen Zentren (City-Logistik). Ab 2031 soll stufenweise in der Schweiz ein Netzwerk dieses Gesamtlogistiksystems mit einer neuen Infrastruktur für den Güterverkehr entstehen.
Der Förderverein CST hat 2014/15 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Diese hat gezeigt, dass CST sowohl in technischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht realisierbar ist. In dreispurigen Tunnels werden Transportfahrzeuge auf Rädern mit konstanter Geschwindigkeit von 30 km/h verkehren. An den Zugangspunkten (Hubs) können Güter auf Paletten und Behälter vollautomatisch ins System eingespeist oder diesem entnommen werden. In den städtischen Zentren verteilt CST die Güter an ihren Bestimmungsort mit gebündelten Fahrten in umweltfreundlichen Fahrzeugen.
Drei mögliche Hubs im Aargau
Zwischen Härkingen und Zürich soll es rund zehn Hubs geben. Drei davon könnten im Aargau entstehen. «Suhr und Hunzenschwil/Schafisheim – ein weiterer im Raum Spreitenbach – sind für uns vorstellbare Standorte», sagt das CST-Geschäftsleitungsmitglied Klaus Juch. Unterschriebene Verträge oder fixe Standorte sind noch nicht bestimmt. Auf dem Areal der Firma Grundmann im Wynenfeld könnte ein möglicher Hub entstehen, bestätigt Patrik Grundmann. Sein Land grenzt an das Migros-Verteilzentrum. «Uns ist wichtig, dass durch CST kein weiterer Verkehr in die Gemeinde hinkommt», betont Carmen Suter, Gemeindepräsidentin von Suhr. «Deshalb begrüssen wir einen Hub ausserhalb.»
CTS nimmt in den kommenden Wochen in Suhr erstmals Arbeiten im Gelände auf. Mit Probebohrungen und geophysikalischen Messungen sollen präzise Informationen über den Untergrund gewonnen werden. «Das Grundwasser ist die grösste Herausforderung hier in Suhr», weiss Klaus Juch von CST. «Wir suchen eine gute Lösung, haben sie aber noch nicht gefunden.»
In der aktuellen Baubewilligungsphase arbeitet das Team von CST daran, die Planung der ersten Teilstrecke von Härkingen nach Zürich zu konkretisieren. Dabei wird das Vorhaben bis zur Stufe eines Vorprojekts weiterentwickelt. Dies ist notwendig, um die Genehmigungsfähigkeit bei den verschiedenen Instanzen von Bund und Kantonen zu erreichen (Sachplan und kantonale Richtplanung). Dazu gehört der Nachweis vertiefter Abklärungen, unter anderem in den Bereichen Geologie, Verkehr, Verwertung des Aushubs und Umweltverträglichkeit, wo speziell die Auswirkungen der Tunnels auf die Grundwasservorkommen zu untersuchen sind.
Keine Beeinträchtigungen für Anrainer
Seit Januar 2023 laufen erste tunnelbezogene Aktivitäten im Gelände, wie Sondierbohrungen und geophysikalische Messungen an der Oberfläche. Diese finden an einer Reihe von Standorten entlang der ersten Teilstrecke statt. Die Untersuchungen dienen dazu, die Kenntnisse über die Beschaffenheit des Untergrunds gezielt zu vertiefen und ein präziseres Bild der geologischen Schichten zu erhalten. Die Probebohrungen gehen bis in eine Tiefe von 100 Metern und mehr. Oberirdisch werden jeweils mobile Anlagen von einigen Metern Höhe zu sehen sein.
«Die spezialisierten Firmen arbeiten mit modernen, umweltschonenden Methoden, welche die Auswirkungen für Anrainer minimal halten werden», betont Klaus Juch von Cargo sous terrain. «Auch im Untergrund – etwa für die Grundwasservorkommen – wird es keine negativen Auswirkungen durch Erschütterungen oder elektrische Impulse geben.» Aus dem Ort der jetzigen Aktivitäten seien noch keine Vorentscheide über die detaillierte Streckenführung abzulesen, sagt der CST-Vertreter weiter. Diese würden erst im Rahmen der kommenden Sach- und Richtplanverfahren bestimmt.
Erste Bohrungen in Suhr im April
Die Untersuchung der Gesteine über Bohrkerne und Bohrlochversuche liefert Daten zur Geologie und Hydrogeologie. Konkret geht es darum, herauszufinden, wie sich der Untergrund genau zusammensetzt, wo die Grundwasserreservoire verlaufen und welche weiteren baurelevanten Eigenschaften bestehen. Im Vorfeld der Arbeiten informiert CST die lokalen Behörden, Grundeigentümer und Medien über den Beginn der Arbeiten. Die ersten Messungen in Suhr sind für Ende Februar geplant, erste Bohrungen im April/Mai. RAN
An der Informationsveranstaltung in Suhr wurde dieses Video gezeigt.