Der neue Range Rover: Für die, die es muskulös und exklusiv mögen
Braucht die Welt so einen Koloss von SUV – gute drei Tonnen schwer, V8-Verbrenner, 530 PS unter der Haube, über 5 Meter lang und Stammgast an der Tankstelle? Antwort: Gewiss nicht für die Masse. Allein, 98 % der Bevölkerung brauchen auch keine Sterne-Gastronomie, Haute Couture Mode oder teuren Schmuck. Freilich hat alles seine Klientel.
Vor allem, wenn es über Land oder durch die Stadt geht, gibt es definitiv Simpleres als dieses 200 000-Edel-SUV. Auf der Autobahn dagegen fühlt es sich im Range an wie in Abrahams Schoss. 120 km/h sind gefühlte 20 km/h. Just für Menschen, die sich auf der Autobahn wegen des Gedränges und Gewusels nicht (mehr) wohlfühlen – und davon gibt es viele und immer mehr – wäre dieser Range Rover eine wahre Offenbarung. Quasi eine Anti-Angst-Injektion. In diesem «Bully» schwebt man, auch dank Luftfederung, über den Dingen. Durch Gegenschall aus dem Lautsprecher wird selbst das geringste Abrollgeräusch eliminiert – nix, gar nix ist zu hören. Klar, dieses Schweben hämmert ziemlich ins Portemonnaie. Der Verbrauch liegt weit jenseits der 10- Liter-Marke. 14 Liter sind ein gefühlt vernünftiges Richtmass. Indes, wer dieses Auto fährt, für den spielt Geld nicht wirklich eine Rolle.
Eine Ikone
Der Range Rover gilt als Ikone unter den Geländewagen und steht so in der 5. Generation bei den Händlern. Besitzer des Briten haben schon immer das Extravagante gesucht; das, was so nicht alle haben und das Abenteuer vermittelt. Allein die Präsenz dieses Hünen ist enorm. Die Haube türmt sich auf wie ein Berg, 5,05 Meter Länge (die Version mit langem Radstand und 7 Plätzen kommt sogar auf 5,25 Meter), 1,87 Meter Höhe und 2,21 Meter Breite (mit Spiegeln) sind kolossale Masse. Weil ein Range der Markentradition verpflichtet ist, muss er auch geländetauglich sein. Entsprechend gross ist die Bodenfreiheit (22 bis 30 cm, elektronisch höhenverstellbar) und demzufolge hoch der Einstieg. In die Sitze fallen ist in dem Fall nicht, die Sitze erklimmen dagegen schon. Einmal drin, blickt man in und auf einen nobel gemachten und nach Leder duftenden Innenraum. Die Verarbeitung ist exzellent und das Arrangement von Schaltern, Tasten und Bildschirmen prima. Eine gute Bedienbarkeit steht mit grossen Touchflächen und leicht ablesbaren, digitalen Skalen im Vordergrund. Auch die Passagiere im Fond sind fünfsternemässig einquartiert. U. a. können sie via Tablet in der Mittelarmlehne ihre Sitze verstellen oder sich massieren lassen. Letzteres geht selbstverständlich auch in den Fauteuils vorne. Platz gibt’s mehr als genug. Und wie wäre es mit einem kleinen Picknick auf der Ladefläche? Bis zu 350 kg verträgt der untere Teil der sich automatischen öffnenden Ladeklappe, auf der man es sich mit einer aufklappbaren Sitzbank und kleinen Kissen gemütlich machen kann.
Kein Sportwagen
Obwohl mehr als 500 PS sollte man der Gesundheit zuliebe nie daran denken, es hier mit einem Sportwagen zu tun zu haben. Rasche Kurven gehen gut, was primär an der Vierradlenkung liegt, die auch in der Stadt für einen relativ kleinen Wendekreis sorgt. Allein die ausgeprägte Seitenneigung und das angehende Wimmern der riesigen (bis zu 23 Zoll) grossen Räder signalisieren dem Fahrer, dass die Grenzen der Physik hier schnell erreicht sind und dem Range eine betulichere Gangart viel lieber ist. Schliesslich ist der Engländer ein luxuriöser Gleiter für Geniesser, in dem man royal über dem Geschehen auf dem Hochsitz thront. Man ertappt sich schnell bei der Frage, was denn eigentlich die ganzen anderen Spielzeugautos da um einen herum auf der Strasse wollen.
Gut im Zug
Die Klientel dieses Edel-SUV nimmt nicht selten auch einen Pferdeanhänger oder ein Boot an den Haken: 3500 Kilogramm Anhängelast und serienmässiger Allradantrieb sind beste Voraussetzungen für den Nebenjob als Zugfahrzeug. Im Gelände hat der Range ohnehin gute Karten: Achssperren, verschiedene Fahrprogramme, famose Bodenfreiheit und geringe Karosserieüberhänge lassen den Allradler fast überall durchkommen.
Gespannt sein darf man auf das Jahr 2024: Dann soll der Range Rover zusätzlich als reines Elektrofahrzeug angeboten werden. Ob er dann bei geschätzten 3,2 Tonnen Leergewicht grüner unterwegs ist?
«Der neue Range Rover ist der meisterhafte Ausdruck unserer Vision, die begehrenswertesten Luxusautos der Welt für die anspruchsvollsten Kunden zu entwickeln. Er schreibt ein neues Kapitel in einer einmaligen Geschichte von herausragenden Innovationen, die seit mehr als 50 Jahren ein Gütesiegel des Range Rover sind», sagt Jaguar Land Rover CEO Thierry Bolloré. Alles klar! Michael Schenk
Technische Daten
Neuer Range Rover
Antrieb: Motor, SV 4,4 V8, Twin Turbo, Ladeluftkühler.
530 PS.
Leistung: max. Drehmoment 750 Nm. 0–100 km/h: 4,6 s.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h.
AWD/8-Gang-Automatik.
Masse: L×B×H: 5052 × 2047 × 1870 mm;
Radstand: 2997 mm.
Wendekreis: 11,4 Meter.
Kofferraum: 818 – 1841 Liter.
Bodenfreiheit 295 mm, vorderer Böschungswinkel 32,1°,hinterer Böschungswinkel 29°m,Rampenwinkel 27,7°,Wattiefe 900 mm.
Gewicht: zul. Gesamtgewicht 3350 kg.
Anhängelast: geb. 3500 kg/ungeb 750 kg.
Verbrauch: 11 Liter/100 km (Test 14,1 Liter).
Preis: ab CHF 136 300.–/Testwagen CHF 202 000.–.
Internet: www.landrover.ch
Vertriebs- und Servicepartner
Emil Frey AG
Emil-Frey-Strasse
5745 Safenwil
Telefon: 062 788 88 88