Die wahrscheinlich beste Ansprache des Jahres
Gemeindeammann Nick Boss freute sich, dass er an der Bundesfeier bekannte und auch neue Gesichter sehe, auch wenn man wetterbedingt in die Turnhalle umziehen musste. Er habe Besuch aus Bosnien gehabt dieser Tage und diesen durch die halbe Schweiz, über den Brünig geführt und den Nufenen, wo der Verzehr der Polenta übrigens nicht empfehlenswert sei. «Dabei ist mir aber einmal mehr aufgefallen, in welch schönem Land wir hier leben». Bevor er das Mikrofon dem 1.-August-Redner übergab, bedankte sich der Gemeindeammann bei den Helferinnen und Helfern und im Besonderen bei der Musikgesellschaft Teufenthal-Unterkulm, die an diesem Tag einen Doppeleinsatz zu bewältigen hatte.
Symbolischer Siebenzwingstein
Nun war die Reihe an Bruno Reubi. Der Landwirt vom Bampfhof gab seine Zusage für eine Rede erst nach der Veröffentlichung des Bundesfeier-Programms, sodass sein Auftritt für viele Anwesende eine Überraschung war. Was diese nun zu hören bekamen ist nach Einschätzung dieser Zeitung die gefühlt beste Ansprache, die an diesem Bundesfeiertag gehalten wurde. «Aller Anfang ist schwer», sagte Reubi mit kräftiger Stimme, denn für ihn sei es die allererste Rede die er halte. Gelegentlich wühlte er in seinen Papieren und gab dabei der Hoffnung Ausdruck, auf den Punkt zu kommen, ohne in politische oder lokale Fettnäpfchen zu treten.
Der Bampfhof liege auf der Anhöhe des Wynen- und Seetals, in der Nähe des Siebenzwingsteins. «Dieser Stein zeigt auf, dass an diesem Ort früher die Gemeinden Teufenthal, Dürrenäsch, Retterswil, Seon, Gränichen, Liebegg und Trostburg zusammenliefen». Das sei aus heutiger Sicht schwierig zu verstehen, wie das sein könne. Dieser Stein und auch sein Bampfhof seien aber der Beweis, dass es «Miteinander» am Besten gehe. «Die Zufahrt auf den Hof ist ausschliesslich von Dürrenäsch her möglich. Unsere Kinder absolvierten die Schule und den kirchlichen Unterricht in Dürrenäsch, Seon und Leutwil. Die Nachrichten von der Gemeinde Teufenthal bekommen wir nicht, weil auch die Post aus Dürrenäsch kommt. Wasserversorgung, Strassenunterhalt und Winterdienst ebenfalls.» Der Gemeinde Teufenthal seien damit nur das Schulgeld, Stromversorgung, Telefonanschluss und die Steuern geblieben.
Doch Bruno Reubi sieht das Positive in der Sache: «Das zeigt uns doch, dass man gemeinsam viele Schwierigkeiten auch über mehrere Gemeinden hinaus lösen kann.» Das lasse ihn mit Zuversicht und Elan in die Zukunft schauen und das soll uns alle dazu animieren, darüber nachzudenken, was wir alles erreicht haben. So liessen sich die vielen Baustellen gemeinsam bewältigen. Dazu gehöre, fuhr der Landwirt in seiner Rede fort, dass man auf die Selbstversorgung Acht gebe, denn heute schon sei die Schweiz auf Lebensmittel aus dem Ausland angewiesen, während hier alles verbaut wird. «Wenn man bedenkt, dass viele von uns ihren Ausgleich mit Freizeitaktivitäten in der Natur verbringen, sollte uns das schon zum Nachdenken bewegen». Zudem sei das wichtigste Gut das Wasser, «doch wegen der Veränderungen im Klima kann sich der Grundwasserspiegel nicht mehr erholen.»
«Das Positive sehen»
«Meine Freude und Begeisterung kann ich täglich durch die Arbeit mit den Tieren und den Kulturen kräftigen und ich weiss das sehr zu schätzen. Auch, dass ich mit meiner Familie an einem der schönsten Plätze im Wynental wohne, wo wir den ökologischen Ausgleich und die gesunde Fruchtfolge pflegen und mit unseren Partnern eine ehrliche Beziehung führen». Das sei nicht immer einfach, aber wir alle wüssten, das uns nur das Miteinander die Kraft geben kann, Ziele und Erfolge zu erreichen. Die körperlichen Arbeiten seien dabei schon erleichtert worden, doch dafür sei alles kopflastiger geworden, was vielen Berufskollegen zu Schaffen gebe. «Das Bauernsterben wird so gefördert, selbst ich muss schauen, dass ich nicht in ein Hamsterrad gerate.». Dafür habe er aber ein gutes Mittel, beendete Reubi seine Rede mit einem Appell: «Geerdet sein, mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, die positiven Dinge sehen, schätzen und ehren, was die Natur uns gibt, Sorge tragen zu dem was man hat und den Zusammenhalt in der Familie pflegen und mit seinen Mitmenschen tolerant und ehrlich sein.»
Später am Abend drehten die Kinder mit ihren Lampions eine Runde um den Volg – wetterbedingt etwas vor Einbruch der Dunkelheit – doch viele machten sich bei der offerierten Wurst mit Brot noch ihre Gedanken über das Gehörte an der Bundesfeier-Rede. Bruno Reubi hob zu Beginn zwar die Unerfahrenheit hervor, vor Publikum zu sprechen, doch zu hören bekamen die Anwesenden eine bodenständige, gradlinige, ehrliche Rede, die aus tiefstem Herzen kam. Remo Conoci