Eidgenosse Tobias Widmer «Jeder Versuch eines Trainings endet mit Schmerzen» – weitere Operation nicht ausgeschlossen
Am Pfingstmontag 2024 wollte Tobias Widmer am Brugger Schachenschwinget nach einem Jahr ohne Wettkampf ins Sägemehl zurückkehren. Einen Tag zuvor aber musste der Kölliker seinen vorläufigen Rücktritt erklären. Aufgrund der Nachwirkungen eines Bandscheibenvorfalls litt er nach jedem Trainingsversuch an Schmerzen, die oft nicht nur den Rücken betrafen, sondern auch bis in die Füsse ausstrahlten. Danach nahm er während einiger Monate bewusst Abstand. In der Saison 2025 wird man den 28-Jährigen wieder nahe dem Sägemehl antreffen. Er hat beim Schwingklub Aarau die Funktion des technischen Leiters der Aktivschwinger übernommen.
Sie sind neu technischer Leiter des Schwingklubs Aarau. Wie sind Sie zu dieser Funktion gekommen?
Tobias Widmer: Mich hat dieses Amt immer schon interessiert, andere Schwinger zu coachen, ihnen mein Wissen weiterzugeben. Mathias Studinger, von dem ich das Amt übernehme, hat unter anderem auf seinem Hof viel zu tun. Der Vorstand hat mich deshalb angefragt.
War sofort klar, dass Sie zusagen?
Ich habe mir schon etwas Zeit genommen. Ich wollte für mich selbst Klarheit haben, ob ich dieses Amt auch weiterführen kann, wenn ich noch einmal aktiv schwingen kann. Und habe das für mich mit Ja beantwortet.
Womit mir bereits beim Thema Comeback wären. Wie ist der Stand aktuell? Können Sie Schwingtrainings absolvieren?
Es ist ein Auf und Ab. Ich habe gehofft, dass es besser wird, und einige Male versucht, ins Schwingtraining einzusteigen. Jeder Versuch endete aber mit Schmerzen. Wenn nicht im Training selbst, dann an den Tagen danach. Im Moment lasse ich es daher sein. Ich schliesse es aber nicht aus, wieder zu schwingen, wenn die Schmerzen weniger werden sollten.
Wie viel an sportlicher Betätigung ist momentan möglich?
Fast gar nichts ausser Spazierengehen. Ich werde mich daher wohl nochmals einem operativen Eingriff unterziehen. Man hat mir vorgeschlagen, den betroffenen Rückenwirbel versteifen zu lassen. Dies möchte ich aber möglichst verhindern. Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Spezialisten, der eine andere Behandlungsmethode anwenden kann.
Dies tönt nicht nach einem sehr glücklichen Leben derzeit.
Ich versuche trotzdem glücklich durch den Tag zu gehen, obwohl die Situation manchmal auf die Psyche geschlagen hat. Ich bin positiv gesinnt und bin zuversichtlich, dass es 2025 eine Lösung für meine Rückenprobleme gibt.
Haben Sie sich nach dem vorläufigen Rückzug als Aktiver noch an Schwing¬festen aufgehalten?
Am Anfang nicht. Ich habe bewusst Abstand genommen. Es wäre mit Wehmut verbunden gewesen, wenn ich die anderen hätte schwingen sehen. Ende Saison bin ich dann wieder an Festen gewesen, habe mich aber auch da noch im Hintergrund aufgehalten.
Nun werden Sie in einer anderen Funktion wieder an Schwingfesten anzutreffen sein. Was bedeutet das für Sie?
Sehr viel. Die Schwingerfamilie und die Leute vom Schwingklub haben mich nie fallengelassen, als ich nicht mehr selbst schwingen konnte. Es ist eine schöne Geste, dass sie jetzt an mich als technischen Leiter dachten. Ich freue mich, wenn ich (erstes Fest am 23.3. in Oberarth, die Red.) wieder vor Ort sein kann. Reto Pfister
Sinisha Lüscher startet mit Rang 3b in die Saison
Sinisha Lüscher aus Muhen belegte beim Berchtoldschwinget in der Zürcher Saalsporthalle Rang 3b. Vier von sechs Gängen konnte der bald 19-Jährige für sich entscheiden, musste sich jedoch im vierten Gang gegen den 15 Monate älteren Berner Oberländer Fabian Schärz geschlagen geben und verpasste dadurch die Chance auf den Schlussgang.
«Ich bin zweimal in die gleiche Aktion gelaufen. Da muss ich anders schwingen», analysierte Lüscher selbstkritisch. Trotz der Enttäuschung zog er positive Lehren aus dem Wettkampf: «Dieses Fest war auch dazu gut, um zu lernen. Ich bin auch körperlich noch nicht dort, wo ich im Frühling sein will.»
Den Sieg sicherte sich Nick Alpiger, der im Schlussgang Samir Leuppi bezwang und fünf von sechs Gängen gewann. Für Alpiger war es ein gelungener Start ins Jahr: «Es ist ein perfekter Auftakt, ich habe vieles richtig gemacht.» Nach einem Kreuzbandriss in 2023 plant der Schwinger aus Seon 2024 viele Wettkämpfe, um wieder Routine zu gewinnen.
Sinisha Lüscher war der einzige regionale Schwinger, der in Zürich antrat. rpf/ran