Ein Kulturgut bleibt Safenwil erhalten
Lang ist es her, seit im Jahre 1928 – kurz vor der Weltwirtschaftskrise – in Detroit ein besonderes Luxusauto der Marke Packard das Werk verliess. Die Firma gibt es nicht mehr, die Produktion wurde 1958 eingestellt. Doch dieses eine Auto existiert noch. Es steht im Eigentum des Feuerwehrvereins Safenwil und erstrahlt seit Kurzem wieder im hellsten Glanz.
Ende der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte die Feuerwehr Safenwil Bedarf an einem Pikettfahrzeug. Der Zofinger Jakob Hauser war damals auf dem Gebiet von Carrosseriearbeiten und Wagenbau eine gute Adresse. Der eingangs erwähnte Packard war damals in seinem Besitz und konnte die Bedürfnisse der Feuerwehrkommission Safenwil erfüllen. Diese, beziehungsweise die Gemeinde Safenwil, kaufte das Auto für 2392 Franken und liess es für rund 16‘000 Franken zu einem Feuerwehrfahrzeug umbauen. «Beim Umbau wurden vor allem die gepolsterten Sitze durch Holzbänke ersetzt, um acht Feuerwehrangehörigen für einen Ersteinsatz Platz zu bieten», weiss Andy Siegenthaler, ehemaliger Feuerwehroffizier in Safenwil, jahrelanger Oldtimer-Spezialist der Emil Frey AG und Mitglied des Feuerwehrvereins Safenwil (FWVS), zu berichten. Das Fahrzeug war rund 15 Jahre für die Feuerwehr Safenwil im Einsatz und wurde so um das Jahr 1964 herum ausgemustert.
Lange in einer Scheune gestanden
Weitere 15 Jahre lang fristete der Packard ein kümmerliches Dasein in einer alten Safenwiler Scheune. Für das Dorffest in Safenwil im Jahre 1981 wurde das Gefährt von ehemaligen Mitarbeitern der Emil Frey AG – viele davon auch Angehörige der Feuerwehr Safenwil – in Fronarbeit fachmännisch restauriert. Seither sind bald 40 Jahre ins Land gezogen und der Zustand des Packards verschlechterte sich in dieser Zeitspanne wieder zusehends. Hie und da durfte sich das Vehikel bei Jugendfesten und Hochzeiten sehen lassen. Für solche Ausfahrten konnte einfach eine Garagennummer der Emil Frey AG beantragt werden. Aus Versicherungsgründen ist dies heute nicht mehr möglich. Und das Fahrzeug durch die Motorfahrzeugkontrolle zu bringen, wurde mit der Zeit immer schwieriger. Hätte sich der ehemalige Feuerwehrangehörige Toni Grieder nicht jahrelang um die notwendigsten Unterhaltsarbeiten gekümmert, wäre der Packard vermutlich früher oder später auf einem Autofriedhof gelandet.
Viel Handarbeit
Die Verantwortlichen des im Jahre 2000 gegründeten Feuerwehrvereins, in dessen Eigentum und Obhut sich der Oldtimer heute befindet, haben den Ernst der Lage erkannt und letztes Jahr einen Grundsatzentscheid getroffen. Die Generalversammlung gab grünes Licht für eine umfassende Restaurierung bei der spezialisierten Garage Ackermann in Dotzigen, um den Packard wieder verkehrstauglich zu machen. Dank des jahrelangen haushälterischen Umganges mit den Finanzen konnte der FWVS die Kosten im fünfstelligen Bereich selber aufbringen. «Ein solches Feuerwehrfahrzeug, das Schraube für Schraube von Hand zusammengebaut wurde, ist ein seltenes Kulturgut, das zu verlieren nicht zu verantworten ist», mahnt Siegenthaler eindringlich. Etliche Sponsoren haben den Wert des Oldtimers ebenfalls erkannt und grosszügige Beiträge an die Umbau- und zukünftigen Unterhaltskosten geleistet. Den Protagonisten Siegenthaler und Grieder sowie der Weitsicht des Vereinsvorstandes ist es zu verdanken, dass das Schmuckstück der Nachwelt erhalten bleibt. Damit ist es aber nicht getan.
Ab in die Fahrschule
Um Standschäden zu vermeiden, muss das Fahrzeug bewegt werden. Dafür müssen begeisterte und engagierte Mitglieder des Feuerwehrvereins das schwierige Fahren mit dem Oldtimer lernen. Andy Siegenthaler wird sich zusammen mit Toni Grieder als Fahrlehrer um die Ausbildung kümmern. Sofern es die Corona-Situation zulässt, wird der Packard am nächsten Jugendfestumzug der Gemeinde Safenwil am Samstag, 26. Juni 2021, zu bewundern sein.