Er ist sehr gut darin, ein Auto zu sein
Aiways wurde 2017 in Shanghai von Samuel Fu und Gay Cu gegründet. Zwei Jahre später ging das erste Auto, der U5, bereits in Produktion in einem von Grund auf neu erstellten Werk. 2019 erfolgte die Gründung einer europäischen Niederlassung in München. Die Zielsetzung ist klar: Erschwingliche Elektroautos von höchster Qualität auf der ganzen Welt anbieten. Viele dürften so dem Auto mit dem Fünferpasch-Logo, das die vier Räder und die mittige Batterie abbildet, noch nie begegnet sein. Allein, mit dem U5 kann Aiways als erster chinesischer Marke der Durchbruch bei uns in der Schweiz und in Europa gelingen. Für 2022 strebt der Hersteller ein sattes Wachstum an. Mit dem kommenden U6, quasi der aufgebrezelten Coupé-Version des U5, wird ein zweites, sehr attraktives Modell eingeführt, das dann richtig durchschlagen könnte.
Vorerst aber zurück zum U5. Ab 42’480 Franken ist er zu haben und bietet dafür viel Auto fürs Geld. Der Elektromotor im U5 leistet 204 PS und hat ein maximales Drehmoment von 310 nm. Damit geht es zügig vorwärts. Hie und da bringen die frontgetriebenen Räder die Kraft erst nach leichtem Scharren auf den Boden. Eine Allrad-Version gibts aus Schweizer Sicht leider nicht.
Der Fronttriebler sprintet in 7,8 Sekunden auf Tempo 100; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 165 km/h. Bei der Reichweite soll der 63-kWh-Akku im Idealfall für 400 Kilometer reichen. Im gesitteten Stadtmodus ist das möglich. Bei gemixter Strecke sinkt die Alltagsreichweite auf 350 km und bei Autobahntempi sind es noch 300 km. Also fette 300 km sind immer drin – und das ist sehr ok. Laden mit den maximal 90 Kilowatt ist drin. Beim Schnellladen an der Autobahn macht der Aiways U5 eine prima Figur. Der Wagen lädt bei niedrigem Akkufüllstand sehr schnell mit der vollen Leistung von 90 Kilowatt und die Ladeleistung bleibt lange auf einem hohen Niveau. Über die gesamte Ladedauer lädt der U5 mit mehr als 70 kW – ein Topwert. Rekuperation? Lässt sich nach ein wenig Detektivarbeit im Infotainmentsystem dreistufig einstellen, die Unterschiede sind indes nicht allzu ausgeprägt. Generell wird nicht sonderlich aggressiv rekuperiert.
Sehr gute Qualität
Wer nun glaubt, jaja, aber China – das ist sicher minderwertige Qualität, der oder die irrt. Der U5 ist richtig gut darin, ein Auto zu sein. Hier fährt kein fahrig zusammengebastelter Jekami-Baukasten, sondern ein kompetent abgestimmter Crossover. Weit weg von den «Plastik-Reisschüsseln» aus den 1990er-Jahren. Die Lenkung ist prima austariert und gibt einen feinen Respond. Auch der Geradeauslauf überzeugt. Zudem liegt das Auto konstruktionsbedingt mit tiefem Schwerpunkt tipptopp auf der Strasse. Der Frontantrieb ist im Zeitalter des Klimawandels völlig ausreichend. Drückt man den U5 mal ehrgeiziger in die Kurve, lehnt er sich fluffig aufs kurvenäussere Vorderrad, aber er hält den Kurs, schmiergelt nicht weg. Der Federungskomfort ist ordentlich. Mit seinen 1800 kg ist der Aiways leicht für seine Gewichtsklasse inkl. Akku an Bord. Das macht ihn nicht zum adrenalingeladenen Sport- gerät, aber das, was er an Handling so hat, geht relativ leichtfüssig von der Hand.
Absolut gut ausgerüstet
Das U5-Interieur ist ohne Schnickischnacki ausgewählt und präsentiert sich ready to use. Sinnvoll pragmatisch praktisch könnte man auch sagen. Der Hersteller weiss, dass die meisten Kunden inzwischen eh ihr Smartphone einbinden und ergo weniger Features erwarten. Handy an den USB-Port anschliessen, Handy im Display spiegeln, und fertig ist z.B. das Premium-Navi. Damit lässt sich der Kaufpreis moderater halten. Die Ausstattung der Premium-Variante lässt nicht viel Wünsche offen. Mit von der Partie sind unter anderem LED-Scheinwerfer, Panoramadach, Regen- und Lichtsensor, automatisches Fernlicht, Parkassistenten, Rundumkameras, Sitzheizung, Verkehrszeichenerkennung, Notbremsfunktionen, Spurhalte-Assi und ein Abstandstempomat.
Was der U5 richtig gut kann, ist Platz. Mein lieber Herr Gesangsverein, was kann man sich da hinten drin ausstrecken. Das ist im Vergleich zu den anderen SUVs dieser Grösse eine Demonstration. Der Kofferraum hat mit 432 bis 1555 Litern Standardmass.
Der Name Aiways setzt sich übrigens aus zwei Teilen zusammen. Das Ai bedeutet im chinesischen Liebe und Ways im englischen Strassen oder Wege. Schön, oder?