Freude auf der einen, Frust auf der anderen Seite
Der 26-jährige Kölliker Tobias Widmer darf bereits im siebten Gang über seinen ersten eidgenössischen Kranz jubeln. Er macht mit Matthias Herger kurzen Prozess und sichert sich damit das begehrte Eichenlaub. Zuvor hatte er sich in Gang fünf gegen den Berner Florian Weyermann durchgesetzt und einen Gestellten im sechsten Kampf gegen den Eidgenossen Florian Gnägi erreicht. Im achten Gang scheint es, als ob die Spannung beim Kölliker weg wäre. Nach wenigen Sekunden unterliegt er König Kilian Wenger. Dennoch fällt das Fazit positiv aus: «Als ich mir die Schulter kurz vor dem Eidgenössischen ausrenkte, dachte ich, das darf doch nicht wahr sein». Doch dann zeigte die Untersuchung, dass es nicht allzu schlimm ist. Und Widmer startete in Pratteln: «Es ist unglaublich.»
Zum Auftakt des Festes hatte der Kölliker, der in den letzten Jahren und Monaten immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden war, den Zürcher Roman Schnurrenberger besiegt. Im zweiten Gang gab es für Widmer einen «guten» Gestellten gegen den Eidgenossen Erich Fankhauser. Nach dem Mittagessen setzte sich Widmer dann gegen den Zürcher Remo Ackermann durch. In Gang vier liess er dem Eidgenossen Martin Herrsche schliesslich keine Chance.
Grosse Fragezeichen
Der erste für Tobias Widmer, dafür kein dritter eidgenössischer Kranz für Patrick Räbmatter aus Uerkheim. «Ich bin sehr enttäuscht», so sein knappes Fazit, «ich habe keine Ahnung, was falsch gelaufen ist.» Im entscheidenden achten Gang muss er sich vom Innerschweizer Eidgenossen Mike Müllestein das Sägemehl vom Rücken wischen lassen. Müllestein feiert, «Räbi» ist konsterniert. Bis zum Sonntagmittag lag der Doppeleidgenosse noch auf Kranzkurs. Zu Beginn des zweiten Tages hatte er den Berner Reto Thöni bezwungen und liess danach auch dem Innerschweizer Urs Doppmann keine Chance. Im siebten Gang musste «Räbi» aber eine Niederlage gegen den Berner Altmeister Thomas Sempach einstecken – und geriet damit unter Zugzwang. Bereits der erste Tag war nicht nach dem Gusto des Uerkners verlaufen. Im Anschwingen gegen den routinierten Berner Eidgenossen Bernhard Kämpf versuchte es «Räbi» früh mit einem Kurz, Kämpf konterte aber mit einem Hüfter. «Ich war gut auf ihn eingestellt, er aber anscheinend noch besser auf mich», so Räbmatter. Mit dem Sieg im zweiten Kampf gegen den Berner John Grossen schien Räbmatter dann im Fest angekommen zu sein. Im dritten Gang setzte es für den Uerkner aber eine überraschende Niederlage gegen den Westschweizer Sven Hofer ab. «Ich habe den Gang gemacht und war nahe am Resultat», erklärte Räbmatter, «dann bin ich ihm aber reingelaufen. » Zum Abschluss des ersten Tages besiegte «Räbi» dann erst zehn Sekunden vor dem Ende des Ganges den St. Galler Michael Bernold.
Olivier Hermann aus Erlinsbach schrammt haarscharf am Kranz vorbei. Obwohl er im achten Gang gegen Dominik Zangger mit einer 10 gewinnt, fehlen ihm am Ende 0,25 Punkte für den Kranz. 74,50 Punkte haben auch schon zur Eichenlaubauszeichnung an einem ESAF gereicht. Zuletzt in Zug brauchte es allerdings auch 74.75 Punkte für den Kranz. Hermann verbuchte vier Siege, drei gestellte, zwei davon gegen die Eidgenossen Beni Notz und Stefan Burkhalter und nur eine Niederlage gegen den Teilverbandskranzer Reto Kaufmann. Für Herrmann war es die dritte Teilnahme an einem ESAF.
Die Beinahe-Sensation
Eine tolle Leistung zeigte auch der 16-jährige Uerkner Sinisha Lüscher, der jüngste Schwinger im Feld. Am Ende seines ersten Eidgenössischen bei den Aktiven fehlen ihm nur 0,5 Punkte für den Kranz. «Es ist ein bisschen schade, dass es so knapp nicht gereicht hat», sagte Lüscher, «aber es ist ja meine erste Saison bei den Aktiven und ich kann es langsam angehen. » In seinem allerersten ESAFKampf stellte Sinisha Lüscher gegen den Berner Teilverbandskranzer Michael Moser. Im zweiten Kampf holt er sich gegen den Kanadier Roger Badat eine glatte 10. Und in Gang drei doppelte er nach und feierte gegen den routinierten Alex Schuler seinen ersten Erfolg gegen einen Eidgenossen. Auch wenn es in Gang vier gegen Mike Müllestein die erste Niederlage absetzte, durfte er mit dem ersten Tag zufrieden sein. Gegen den Luzerner Roman Wandeler holte sich Sinisha Lüscher im fünften Kampf seinen dritten Sieg. Der sechste Gang gegen Eidgenosse Benjamin Gapany dauerte dann nur zwei Sekunden, bevor der Uerkner auf dem Rücken lag. Im siebten Kampf unterlag er dem Urner Lukas Bissig. Zum Abschluss durfte Sinisha Lüscher gegen Ronny Schöpfer noch einmal jubeln. Lüscher kam mit vier Siegen, einem Gestellen und drei Niederlagen auf ein Total von 74.25 Punkten. «Ich hätte es mir insgesamt nicht viel besser vorstellen können», sagte er, «ich bin sehr zufrieden, dass ich mein Ziel erreicht habe und acht Gänge absolvieren durfte. Es war ein eindrückliches Erlebnis.»
Etwas mehr als Lüscher, nämlich 0,75 Punkte, fehlten dem Attelwiler Kaj Hügli letztlich zu Eichenlaub. «Eine leise Enttäuschung ist da, aber ich kann trotzdem mit dem Gezeigten leben und bin stolz auf meinen Auftritt.» Vor allem am Samstag zog Hügli einen sehr guten Tag ein. Der Attelwiler gewann zuerst gegen Jonathan Droxler und stellte im zweiten Gang gegen den Eidgenossen Alex Schuler. Im dritten Kampf bezwang Hügli den US-Amerikaner Grant Widmer, bevor er zum Abschluss des Tages mit Reto Nötzli einen Eidgenossen bodigte. Zum Auftakt der zweiten Pensumhälfte kassierte Kaj Hügli gegen den Berner Michael Moser die erste Niederlage. Und dann gegen den Muotathaler Dario Gwerder gleich die zweite. Im siebten Gang konnte er gegen den Luzerner Samuel Schwyzer immerhin stellen. «Ich hatte ein kleines Tief in den Gängen fünf bis sieben», sagte Hügli. Zum Abschluss des Festes besiegte er noch den Berner Peter Beer.
Gegen drei Eidgenossen
Der erst 17-jährige Tim Roth (Erlinsbach) hatte im achten Gang die Chance, mit einem Sieg gegen den Berner Teilverbandskranzer Stefan Gäumann den Kranz zu gewinnen. Dazu ist es nicht gekommen. Trotz der Enttäuschung zum Schluss darf Roth mit Stolz auf ein hervorragendes Fest zurückblicken. Er klassierte sich auf Rang 12f und verbuchte vier Siege, zwei Gestellte und zwei Niederlagen. Mit Burkhalter Stefan, Gerber Christian und Bieri Marcel musste er gegen drei Eidgenossen antreten, gegen Bieri verlor Roth, gegen die anderen zwei Eidgenossen stellte er.
Mehr erhofft
Für Tiago Vieira (Buchs) endete seine vierte ESAF-Teilnahme enttäuschend. Tiago, der in den letzten Schwingfesten eine stark aufwärts zeigende Form an den Tag legte, startete mit einem Sieg gegen Teilverbandskranzer Stefan Studer. Gegen die Eidgenossen Andi Imhof und Simon Anderegg, aber auch gegen den Teilverbandskranzer Matthias Herger gab es Niederlagen. Vieira klassierte sich am Ende auf Rang 17e.
Lehrgeld bezahlte Jan Roth (Erlinsbach). Der Zwillingsbruder von Tim Roth startete mit einer Niederlage ins Fest. Nach dem ersten Tag hatte er zwei Siege und zwei Niederlagen auf seinem Notenblatt. Im fünften Gang gabs nochmals einen Sieg, bevors gegen den Eidgenossen Andi Imhof und die anderen beiden Gegner, drei Niederlagen in Serie absetze. Jan Roth ist auf Rang 19c klassiert und holte an seinem ersten ESAF 72,25 Punkte.
Den zweiten Tag nur noch als Zuschauer miterleben durfte der ESAFNeuling Pirmin Reinhard (Attelwil). Der 20-Jährige kam auf 35,50 Punkte. Er bezwang zum Auftakt den Westschweizer Antoine Ducry. Im zweiten Gang kam er zu einem Unentschieden gegen den Innerschweizer Marco Heiniger. Am Nachmittag verlor Reinhard dann aber zweimal (gegen Stephan von Büren und Lukas Heinzer). «Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden », sagt Pirmin Reinhard. Das Erlebnis sei grossartig gewesen und mit keinem anderen Schwingfest zu vergleichen: «Mein Ehrgeiz ist geweckt, ich will in drei Jahren in Mollis wieder dabei sein.»