
Fusionieren ist schön
Fusionen sind eine schöne Sache. Die Sonne beispielsweise leuchtet seit etwa fünfeinhalb Milliarden Jahren, weil Atome in Harmonie aufeinandertreffen, fröhlich zu neuen Atomen fusionieren und dadurch positive Energie abgeben. Das funktioniert, dank dem «Wirkungsquerschnitt», also wenn zwei Atome über genügend positive Energie verfügen, um einander lieb zu haben. Kompliziert werden Fusionen erst, wenn der Faktor Mensch dazukommt.
Stellen wir uns vor, die Kreisschulen Aarau-Buchs und Entfelden, das Projekt «Zäme wachse», die Feuerwehr Entfelden-Muhen und der HSC Suhr Aarau wären Atome und würden aufeinandertreffen. Chaos pur. Muhen würde Ortsteil von Aarau, am Aareufer gäbe es ein rigoroses Handyverbot, und in der Schachenhalle darf man nur noch stumm jubeln, weil sich Unbeteiligte im Torfeld über den Lärm aufregen. Der Mitteldamm würde in die Suhre verschoben, Suhr hätte kein Budget, Veras würde neu über Unterentfelden–Distelberg–Telli führen und auf der Bahnhofstrasse in Buchs würde man zwischen den Blumentöpfen Tempo 30 fahren müssen, obwohl die Buchser gar keine Bahnhofstrasse haben.
Und was das wieder kostet!
Menschengemachte Fusionen sind echte Herausforderungen. Alleine der Zusammenschluss zwischen Aarau und Unterentfelden wirft glühende Fragen auf: Wird die andere Hälfte der Kreisschule Entfelden künftig heimatlos durchs Universum treiben? Muss die Feuerwehr Entfelden-Muhen ih-ren Namen ändern? Verliert die Spitex Suhrental ein Mitglied und wird der FC Aarau doch noch zum FC Aargau und spielt künftig im Schützenrain? Statt die universelle Liebe gedeihen zu lassen, streitet man sich vielmehr über Standorte, Macht und Steuergelder und lanciert Motionen, Petitionen und Demolitionen. Statt einen Wirkungsquerschnitt zu finden, verzetteln sich die menschlichen Atome in ihrem Mikrokosmos in endlosen Diskussionen, gejagt von Radikalen Molekülen.
Und was das wieder kostet!
Vielleicht sollte sich der Mensch einfach ein Beispiel an der Sonne nehmen. Diese leuchtet seit etwa fünfeinhalb Milliarden Jahren, weil Atome in Harmonie aufeinandertreffen, fröhlich zu neuen Atomen fusionieren und dadurch positive Energie abgeben. Es wäre wirklich schön, wenn alle über mehr von dieser positiven Energie verfügten, um einander etwas lieber zu haben.
Und dann kostet es auch nicht mehr so viel.
REMO CONOCI