Gebühren für Siedlungsabfälle wurden innert zehn Jahren halbiert
Die Verwerfungen auf dem Energiemarkt schlagen sich auch im Budget 2023 des Gemeindeverbands für Kehrichtbeseitigung Region Aarau-Lenzburg (GEKAL) nieder, das die Abgeordnetenversammlung beschlossen hat. Einerseits kommt dem Verband zugute, dass die Kehrichtverwertungsanlage KVA Buchs einen Teil der anfallenden Verbrennungswärme verstromt. Da die Strompreise im Verlauf von 2022 stark gestiegen sind, kann der GEKAL für nächstes Jahr einen Verkaufsertrag von 17.9 Mio. Franken vorsehen. Dies entspricht mehr als einer Verdoppelung gegenüber 2021. Kommt hinzu, dass der Verband neu den gesamten Strom auf dem freien Markt absetzen wird. Bisher erwirtschaftete er für die Hälfte einen fixen Erlös aus der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), einem Förderinstrument des Bundes. Die entsprechende Strommenge fand noch im Sommer einen Abnehmer für die nächsten drei Jahre zu einem attraktiven Preis.
Chemikalien zur Rauchgasreinigung kosten dreimal mehr
«Andererseits sind gewisse Betriebsmittel so knapp geworden, dass die Preise richtiggehend explodiert sind», sagt Geschäftsleiter Harald Wanger an der Versammlung. Namentlich für Chemikalien zur Rauchgasreinigung muss mehr als das Dreifache gegenüber 2021 budgetiert werden, und auch die Aufbereitung des Filterstaubs, eines Rückstands aus der Verbrennung, wurde massiv teurer. «Aktuell hat sich die Lage etwas entspannt, sie bleibt aber fragil», sagt Wanger weiter. Sollte es zum einem Lieferausfall als Worst Case kommen, müssten die Behörden eine Erhöhung gewisser Grenzwerte in der Luftreinhalteverordnung in Erwägung ziehen. Unter dem Strich erlaubt das Stromertragsvolumen eine Senkung der Verbrennungsgebühren. Die 83 Verbandsgemeinden bezahlen ab nächstem Jahr noch 75 Franken pro Tonne angeliefertem Abfall (bisher 85 Franken), öffentliche Betriebe 95 Franken (bisher 105 Franken). Für den Siedlungsabfall gehört die KVA Buchs damit zu den günstigsten Anlagen in der Schweiz. Die Preise sind in den vergangenen Jahren stetig gesunken, parallel dazu etablierte sich die KVA Buchs als Fernwärme- und Stromproduzentin. Die Energieerträge machen inzwischen das Eineinhalbfache der Verbrennungsgebühren aus.
Testbetrieb für flexible H2-Produktionsanlage
Eine knappe Million Franken investiert der GEKAL in die Infrastruktur für eine Wasserstoffproduktionsanlage. Die eigentliche Anlage erstellt, bezahlt und betreibt der schweizerisch-japanische Anlagenbauer Hitachi Zosen Inova. Sie wird Strom in Gas umwandeln (Power to Gas) und so speicherbar machen – aber nur dann, wenn im Netz Überschussstrom vorhanden (z.B. im Sommer durch Photovoltaik) oder der Strompreis auf dem europäischen Spotmarkt sehr tief ist (gerade in jüngster Vergangenheit sank er wieder stark). Die Anlage wird also kurzfristig einund ausgeschaltet – ein Novum. «Bis dato gibt es nur Anlagen im Dauerbetrieb», sagt Betriebsleiter Rolf Schumacher. «Mit einem dreijährigen Testbetrieb soll der Nachweis erbracht werden, dass eine H2-Anlage auch flexibel betrieben werden kann.» In diesem Fall hätte der GEKAL anschliessend die Möglichkeit, die Anlage zu kaufen.