Sie sind hier: Home > Gedanken > Grüezi, ich hoffe, Sie mögen Gnocchi

Grüezi, ich hoffe, Sie mögen Gnocchi

Wenn ich zu einer Gruppe Menschen stosse, die ich eigentlich alle kennen sollte, ist es praktisch unmöglich, dass mir in der Zeitspanne vom ersten Blickkontakt bis hin zum Handschlag alle Namen auf Anhieb einfallen. In Bruchteilen von Sekunden überlege ich dann, ob ich jetzt einfach irgendeinen Namen sage oder etwas vor mich hin blubbere, was klanglich wie «Peter» tönt, aber ebenso gut ein «Alexander» hätte sein können. Das ist mir jedes Mal peinlich und es ist sogar etwas unhöflich – erfahrungsgemäss aber nicht so schlimm, weil es dem Gegenüber nämlich genauso geht.

Aus diesem Grund habe ich mein Begrüssungsritual bei grösseren Menschenansammlungen weiterentwickelt und versuche es mit einem lauten «Grüezi mitenand» in die Runde – der Handschlag wird in der Post-Corona-Zeit sowieso völlig überbewertet. Streckt trotzdem jemand die Hand hin und begrüsst mich mit einem strahlenden «Hoi Remo», weiche ich mit einem «Ah, du bist auch hier» aus. Klappt eigentlich immer.

Anlässe mit Namensschildchen könnten hilfreich sein, sind aber auch keine Lösung, es sei denn, sie sind auf der Stirn angebracht. Der peinliche Moment verschiebt sich nun einfach in die Zeitspanne vom Blick in die Augen bis hin zum Schild, das im ungünstigsten Fall entweder viel zu klein oder, noch schlimmer, von Hand angeschrieben ist. «Frnpfi Miiler» steht da fast immer geschrieben und verwandelt sich erst beim Hinstarren in ein Klara Hugentobler. Aber dann ist es schon zu spät, man kann den Gedanken des Gegenübers schon fast hören: «Was! Er erinnert sich nicht an meinen Namen!»

Aber auch hier wird die Sorge bald durch ein Gefühl der Erleichterung ersetzt, denn auch mein Gegenüber versucht seinen Blick möglichst unauffällig auf mein Schildchen zu richten, das aber entweder viel zu klein oder, noch schlimmer, von Hand angeschrieben ist. Und aus seiner Sicht steht da ohne hinzustarren ziemlich sicher irgendwas mit «Gnocchi» – eine der am weitest verbreiteten Schreibweisen meines Namens. Im Idealfall lachen zuletzt beide, weil man sich gegenseitig dabei erwischt hat, im Grunde ganz normal funktionierende Hirnzellen zu haben.

In diesem Sinne freue ich mich auf unsere nächste oder erste Begegnung und hoffe, Sie mögen Gnocchi.

Remo Conoci, neuer Redaktor beim «Landanzeiger»

 

Verwandte Themen

Liebgewonnene Gewohnheiten

10. Oktober 2024 01:00 Uhr

Larifari hier?

19. August 2024 14:57 Uhr