
Kanton lanciert «Dating-Plattform» zur Bekämpfung von Neophyten
Die Funktionsweise der «Web-App» – im Grunde eine gewöhnliche Webseite, ist denkbar einfach: Insbesondere Landwirte, aber auch Private, auf deren Land sich unerwünschte Neophyten wie Berufskraut, Goldrute, oder Kirschlorbeer befinden, können sich als Auftraggeber anmelden. Sie geben an, wie gross die zu bearbeitende Fläche ist, mit wie viel Aufand zu rechnen ist, und tragen ihren Standort in eine virtuelle Karte ein. Privatpersonen, die sich bei der Bekämpfung invasiver Neophyten ehrenamtlich beteiligen wollen, melden sich als Auftargnehmer an und wählen ein Projekt aus, das sie übernehmen wollen. Kommt es – wie bei einer gewöhnlichen Dating-App – zu einem «Match», einigen sich Auftraggeber und Helfer über das weitere Vorgehen. Die Idee ist, dass benötigte Geräte, Sammelbehälter und die eigentliche Entsorgung vom Landbesitzer gestellt, resp. übernommen werden, während die Helferinnen und Helfer die persönliche Ausrüstung wie Handschuhe und gutes Schuhwerk mitbringen. Auch die Unfallversicherung ist Sache der Helfenden. Geld soll keines fliessen, es steht den Auftraggebern aber natürlich frei, für eine Geste des Dankes zu sorgen.
Die Entwicklung der Platform wurde an den «Open Farming Hackdays» vom vergangenen Jahr lanciert. Nun, ein Jahr später, kann diese eingesetzt werden. Unter dem Hashtag #zämesammle begegnen sich also Menschen, welche invasive Neophyten aktiv bekämpfen (lassen) wollen.
Was sind die «Open Farming Hackdays»?
Die «Open Farming Hackdays» sind eine Initiative, die vom Hightechzentrum Aargau, vom Verein Opendata.ch, von «Future Food Farming» und vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg (und damit vom Kanton Aargau) getragen werden. Sie finden bereits zum fünften Mal statt. Regierungsrat Markus Dieth war bei der Lancierung der App im Gränichen dabei und fand erst einmal lobende Worte für die Entwickler: «Die Neophyten-App, die wir heute mit Stolz präsentieren ist eine innovative Anwendung, entstanden aus den kreativen Köpfen unserer Hackdays. Die App wird ein wertvolles Werkzeug im Kampf gegen invasive Pflanzenarten sein.» Wie wichtig die Arbeit der Entwickler ist, zeigte auch die Präsenz des Vize-Grossratsvizepräsidenten Ralf Bucher. Dieser erläuterte die positive Auswirkung der Entwicklerarbeit aus politische Sicht.
Bereits zum fünften Mal finden in Gränichen die «Open Hack Days» statt, wobei das Wortspiel mit dem Hacken im Garten und dem Hacken in eine Computertatstatur durchaus gewollt ist. Rund 70 «Hacker» nehmen daran teil, insgesamt elf Pfojekte wurden eingereicht. 7 davon will man innerhalb von 32 Stunden, vom 21. bis 22. März Schub verleihen. Darunter finden sich ganz bodenständige Ideen wie Pferdeerlebnisse, die online gebucht werden können, aber auch technische Projekte wie Sensoren, die das Wohlbefinden von Pflanzen mesen können, oder Roboter wie «My new BFF» der im Ackerbau eingesetzt werden kann.
Webseite ist online
Für die Fertigstellung der einzelnen Projekte reichen zwei intensive Arbeitstage natrlich nicht aus, das sagt auch Yannick Wagner, Projektleiter der «Open Farming Hackdays»: «Am Anfang steht das Problem und wir entwickeln die Lösung. Es braucht viel Geduld, aber diese Tage helfen uns, die Ideen einen grossen Schritt weiter zu bringen», sagte er und verglich die Entwicklung aller Projekte mit einer Pflanze, die langsam heranwächst.
Geduld brauche es auch für die heute lancierte App, ergänzte Matthias Müller, Abteilungsleiter Landwirtschaft Aargau: «Einerseits, weil die App mit den Anmeldungen zuerst wachsen muss, andereseits, weil die in diesem Jahr ausgerissenen Neophyten nächstes Jahr möglicherweise trotzdem wieder wachsen». Das sei kein Misserfolg, sondern dem Umstand geschuldet, dass der Kampf gegen unerwünschte Pflanzen ein langwieriger sei. «Die App ist ein weiterer Schritt, um Neophyten zum richtigen Zeitpunkt und auf die korrekte Weise zu entfernen.» Auch Thomas Hufschmid, Koordinationsstelle Neobiota Aargau zeigte sich begeistert von der neuen Anwendung. «Ich habe die Hoffnung, dass die App über die Kantonsgrenze hinaus Anwendung finden, Neophyten kennen schliesslich auch keine Grenzen.»
Anmelden kann man sich unter www.zaemesammle.ch/ – Mehr Infos zu den verschiedenen Projekten dindet man unter www.farming-hackdays.ch resp. hack.farming.opendata.ch.
REMO CONOCI