Kantonspolizei: Ehemalige Polizeioffiziere im Austausch mit dem Kommandanten
Motorisierung und Ausrüstung des Korps sind auf einem guten Stand. Die Elektro-Patrouillenfahrzeuge bewähren sich, kommen aber im Winter und bei intensiven Schichten mit schnellen Interventionen an ihre Grenzen. Einbrüche und Verkehrsunfälle bewegen sich statistisch leider wieder nach oben. Die rund 650 Kantonspolizistinnen und Kantonspolizisten, verstärkt durch etwa 120 zivile Spezialisten und Fachleute reichen nicht aus, um an den vielen Brennpunkten präventiv und repressiv genug zu wirken. Die sog. Strukturkriminalität im Drogensektor, bei Clan- und international geprägter Deliktstätigkeit ist sehr aufwändig und in aller Regel nur in Kombination von Technik und Manpower nachhaltig zu bekämpfen.
Die renommierte Spezialeinheit «ARGUS» wird im kommenden Juni ihren Weltmeistertitel bei einem Vergleichswettkampf mit den besten Einheiten der westlichen Welt in Bonn bei der GSG 9 aus Gründen der Personalknappheit nicht verteidigen können. Ein besonderer Wehrmutstropfen auch für den ehemaligen Chef und heutigen Präsidenten der Pensionierten-Vereinigung Andre Zumsteg.
Jedes Land hat seine Geschichte und Prägungen
«Die Welt ist kein Dorf», sagte der Polizeikommandant und genau dieser Satz fasst zusammen, was vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage auch die Schwierigkeit für die Polizei darstellt. Entwicklungen müssen im Gesamtkontext betrachtet und veränderte Gegebenheiten mit knappen Ressourcen umgehend antizipiert werden.
Nach diesem Besuch waren die ehemaligen Kader einmal mehr überzeugt: Die Kantonspolizei Aargau unternimmt mit den verfügbaren Mitteln das Notwendige, damit unser Kanton sicher ist.
Weiter wie bisher?
Die angespannte Lage im Sicherheitsbereich und die knappen Ressourcen machen es aber notwendig, dass Systeme überprüft und auch kritisch hinterfragt werden. Zu denken ist dabei an das duale Polizeisystem, in welchem 15 Regionalpolizeien neben der Kantonspolizei im Einsatz stehen. Reibungsverluste sind unumgänglich. Ein kleines Beispiel mag dies illustrieren. In der Notrufzentrale können die Einsatzleiter der Kantonspolizei auf einer grossen elektronischen Tafel jederzeit erkennen, wo genau die eigenen Kräfte sich im Kantonsgebiet aufhalten. Dies ist die Voraussetzung für eine optimal schnelle Reaktion. Leider lassen die Regionalpolizeien ihre Kräfte nicht präzis lokalisieren. Dies erschwert die Patrouillenkoordination durch die Kantonale Notrufzentrale. Das löst Kopfschütteln aus.
Infrastruktur und Dienste des Polizeikommandos stehen den Regionalpolizeien für Ausbildung, Ausrüstung und Polizeikontrollen zur Verfügung. Rekrutiert wird auf eigene Faust, ein kantonal einheitlicher Standard fehlt.
Können wir uns in der aktuellen Sicherheitslage teure Doppelspurigkeiten auf Kosten des Steuerzahlers und der Qualität der Polizeiarbeit wirklich leisten? Oder überwiegen nicht die unübersehbaren Vorteile einer Einheitspolizei?
Leider ist ein vehementer und streitbarer Befürworter der Einheitspolizei in der Person des «Amicale Kapo» Mitglieds Urs Winzenried aus dem Grossen Rat ausgeschieden. Am Schluss wird der Regierungsrat die Verantwortung tragen für eine mutige, zukunftsgewandte Entscheidung oder gar das Volk, wenn diese Frage mittels einer Abstimmung geklärt werden sollte. L.B.