Klaus Merz erhält den Schweizer Grand Prix Literatur 2024 – die höchste literarische Auszeichnung der Schweiz
Mit dem Aargauer Autor Klaus Merz wird eine eher leise, jedoch umso eindringlichere und gewichtige Stimme ausgezeichnet, die einen Echoraum weit über die Schweizer Grenzen hinaus findet. Seit dem ersten Gedichtband Mit gesammelter Blindheit (1967) ist in über fünfzig Jahren ein sehr vielseitiges OEuvre entstanden: Es umfasst Lyrik, Prosa – Erzählungen, Novellen, kurze Romane und Essays – sowie Theaterstücke, Hörspiele und Kinderbücher. Rund dreissig Bücher sind es, versammelt in einer Werkausgabe, doch wächst das Werk weiter, in behutsamen Suchbewegungen streckt es seine Fühler in immer neue Richtungen aus: etwa ins Innenleben einer mittelländischen Firma (Firma, 2019) oder es folgt den Lichtspuren der Erinnerung (Noch Licht im Haus, 2023).
Klaus Merz lässt sich Zeit, sodass Erlebtes einsinken kann, bis es sich langsam verwandelt zu Literatur. Es bleibt dann nur noch die Essenz. So etwa in seinem Meisterwerk, dem kurzen Roman Jakob schläft (1997), mit dem Klaus Merz international Beachtung fand. Die Familiengeschichte erzählt von Krankheit, Versehrtheit und dem Tod, sie preist aber auch das Leben und die Verbundenheit zwischen Menschen. Zwar sind Krankheit und Tod Leitmotive seines Werkes, doch ist es durchwebt von einer lichtvollen Heiterkeit und schwebenden Tiefe und immer bestrebt, das «latente Material» unter der Oberfläche des Alltags hervorzubringen.
Klaus Merz’ Literatur ist in einem weltläufigen Sinne regional verankert. Im aargauischen Wynental geboren und aufgewachsen, lebt der Autor bis heute dort. Doch schwärmen seine Figuren aus, Auswanderer, Aussteiger und Rückkehrer bevölkern seine Texte: etwa der Grossvater in der Novelle Der Argentinier (2009), der zurückkehrt und als Dorflehrer eine eigene «neue» Welt aufbaut. Die Welthaltigkeit seines Werkes spiegelt sich auch in der Vielzahl der Übersetzungen: ins Französische, Italienische, Englische und Spanische ebenso wie etwa ins Russische und Persische.
Klaus Merz wurde 1945 geboren und ist in Menziken aufgewachsen. Er ist ausgebildeter Sekundarlehrer und arbeitete an der Schweizerischen Bauschule Aarau als Dozent für Sprache und Kultur. Seit vielen Jahren ist Merz freier Schriftsteller und lebt in Unterkulm. Seine Gedichte, Romane und Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und u.a. mit dem Hermann-Hesse-Literaturpreis 1997, dem Gottfried-Keller-Preis 2004, dem Basler Lyrikpreis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (beide 2012) sowie zuletzt mit dem Rainer-Malkowski-Preis (2016) und dem Christine-Lavant-Preis (2018) ausgezeichnet.
Der Spezialpreis Übersetzung geht in diesem Jahr an die Zürcherin Dorothea Trottenberg. Fünf Autorinnen und zwei Autoren werden mit einem Schweizer Literaturpreis für ein im vergangenen Jahr erschienenes Werk ausgezeichnet.
Das Bundesamt für Kultur vergibt jedes Jahr die Schweizer Literaturpreise. Der Schweizer Grand Prix Literatur zeichnet das Gesamtwerk einer Autorin oder eines Autors aus. Der Spezialpreis Übersetzung wird im Wechsel mit dem Spezialpreis Vermittlung alle zwei Jahre vergeben. Zusätzlich zu diesen mit je 40 000 Franken dotierten Auszeichnungen werden jährlich Preise für im vergangenen Jahr erschienene Einzelwerke ausgeschrieben. Diese sind mit je 25 000 Franken dotiert. Ihr Schaffen wird ausserdem an den Solothurner Literaturtagen gezeigt, wo am 10. Mai auch die Verleihung der Schweizer Literaturpreise stattfinden. BAK/RAN