Kunstturner Florian Langenegger holt mit dem Team das Olympia-Ticket und steht im Mehrkampf-Final
Geturnt, geliefert und gejubelt! Das Schweizer Männerteam hält an der Kunstturn-WM 2023 in Antwerpen (BEL) dem Erwartungsdruck stand und qualifiziert sich sicher für die Olympischen Spiele vom kommenden Sommer in Paris (FRA). Mit 248,192 Punkten belegen die Schweizer nach der Qualifikation den 7. Rang. Sie lassen gar Nationen wie China, Spanien oder die Türkei in der Rangliste hinter sich und erreichen das angestrebte Top-12-Resultat souverän. Nach Rio de Janeiro (2016) und Tokio (2021) wird das Schweizer Team damit auch in Paris wieder olympisch vertreten sein. Drei Olympia-Teilnahmen gelangen im Schweizer Kunstturnen einer Mannschaft zuletzt vor rund 50 Jahren.
Die Schweizer schaffen an der WM zudem den Sprung in den Teamfinal der besten acht Nationen vom Dienstag. Hinzu kommt, dass sich mit Noe Seifert (82,464) und Florian Langenegger (81,864) zwei Schweizer auch für den Mehrkampf-Final vom kommenden Donnerstag qualifizieren konnten.
Keine Stürze in der Teamwertung
Die Mannschaft um Christian Baumann, Luca Giubellini, Florian Langenegger, Noe Seifert und Taha Serhani (Ersatzturner Dominic Tamsel) zeigte während des Wettkampfes vom Sonntag, 1. Oktober 2023 kaum Nerven und turnte einen beinahe fehlerfreien Sechskampf. Die beiden einzigen Stürze im Schweizer Wettkampf verbuchte Taha Serhani am Boden. Seine Note kam im 5-4-3-System jedoch nicht in die Team-Wertung, weshalb die Schweizer so keinen Sturz in der Endabrechnung verbuchen mussten.
$Den Schweizern gelang am Barren ein solider Auftakt in die Qualifikation. Sämtliche der drei Noten, die am Startgerät in die Wertung flossen, lagen über der 14-Punkte-Marke. «Für den Wettkampfverlauf war es wichtig, dass uns der Start gelingt», blickte Nationaltrainer Claudio Capelli zurück. Auch an den darauffolgenden Geräten Reck und Boden lieferten die Schweizer die erhoffte Leistung. Einzig am Pauschenpferd habe er dann etwas gezittert, weil es den ersten drei Athleten nicht ganz nach Wunsch gelaufen sei, sagt Capelli: «Christian Baumann hat uns dort mit seiner Übung aber gerettet.» Der angesprochene Team-Routinier gesteht nach dem Wettkampf, dass er vor seiner Pferd-Übung durchaus Druck verspürt habe. «Ich habe jedoch versucht, diesen so gut es ging auszublenden», sagte Baumann. Dies gelang ihm und so konnte das Team zuversichtlich die letzten beiden Geräte in Angriff nehmen.
Perfekte Sprünge zum Abschluss
Nachdem die Schweizer auch am vorletzten Gerät an den Ringen im Soll geblieben sind, glänzten gleich alle vier Turner zum Abschluss am Sprung. Allen voran Taha Serhani und Luca Giubellini, welche beide mit einer 14,366 belohnt wurden. «Nach dem bereits meinen Kollegen ein Sprung über 14 Punkte gelungen war, wollte ich unbedingt nachziehen», sagte Serhani. Der Winterthurer eröffnete aus Schweizer Sicht nicht nur den Wettkampf wunschgemäss am Barren, sondern sorgte mit seinem gelungenen Sprung auch für das perfekte Wettkampf-Ende, welches in der Qualifikation für den Teamfinal und der Erfüllung der Olympia-Teilnahme gipfelte.
«Das ist der Hammer!»
«Ich freue mich riesig, dass es neben der Olympia-Quali für mich als 12. im Mehrkampf auch für Finalqualifikation gereicht hat», bilanzierte Noe Seifert. Der Wettkampf sei sehr anstrengend gewesen. Umso grösser sei die Last, die danach von ihren Schultern gefallen sei, ergänzt Seifert. Ähnlich tönt es auch bei Florian Langenegger, der sich neben Seifert als 20. ebenfalls für den Mehrkampf-Final vom Donnerstag qualifizieren konnte: «Ich konnte meine Übungen so abrufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Das ist der Hammer!»
Erfreut über seinen ersten Auftritt auf der WM-Bühne zeigte sich nach dem Wettkampf auch Neuling Luca Giubellini: «Die Anspannung war riesig. Vor allem am Pferdpauschen habe ich es gespürt. Umso länger der Wettkampf aber gedauert hatte, wurde die Nervosität kleiner. Da es eine Team-WM ist, vereinfachte es mir einiges. Wir haben uns während des Wettkampfes als Mannschaft richtig in einen Flow geturnt.»
Glücklich zeigte sich nach dem Wettkampf auch Trainer Capelli: «Das Olympia-Ticket war unser grosses Ziel gewesen. Man hat es den Jungs angesehen, dass sie dieses Ziel unbedingt erreichen wollten.» Mit dem Teamfinal seien die Erwartungen gar noch übertroffen worden, so Capelli weiter. «Noe und Florian haben mit ihrer Mehrkampf-Qualifikation zudem gezeigt, dass sie hervorragende Mehrkämpfer sind.» Letztendlich habe aber jeder im Team sein Können dazu beigetragen, dass die Schweiz so weit vorne klassiert sei und dass der einstige Traum von Olympia in Realität umgewandelt werden konnte – und dies zum dritten Mal in Folge.
Von Thomas Ditzler