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Larifari hier?

Fredy hat angerufen. Er war, diplomatisch gesagt, ziemlich sauer. Was da los sei bei uns, fragt er barsch und ohne grosse Begrüssung. Er habe den «Landanzeiger» am Donnerstag nicht im Briefkasten gehabt, sondern erst heute Freitag mit einem Tag Verspätung.

Bevor ich Luft holen kann, um zu antworten, schimpft er weiter: Seine Mutter, die im Nachbardorf wohnt, hätte ihn wie immer am Donnerstag lesen können. Sie habe angerufen und gefragt, ob er die Edith schon gesehen hätte, auf dem Foto der Bundesfeier? Das Edith-Foto hätte er aber erst am Freitag anschauen können, als auch er den «LA» endlich auch noch erhalten habe. Jetzt habe er herausgefunden: Er sei im Fall nicht der Einzige, das sei in der ganzen Nachbarschaft so, die einen haben ihn am Donnerstag erhalten und die anderen am Freitag. «Was ist das für ein Larifari-Betrieb bei euch?», wettert er weiter ohne Punkt und Komma.

Als er dann immer so weiterredet, halte ich den Telefonhörer weit von mir weg und lasse ihn ins Leere schimpfen. Das mache ich sonst nur bei Anrufen aus irgendwelchen Callcentern. Hier aber ist Fredy am Apparat. Also halte ich den Hörer wieder ans Ohr und höre gerade noch, wie er sagt: «Das hat doch jetzt die letzten hundert Jahre auch immer funktioniert – bist du noch da?»

«Ja, ich bin noch da», sage ich. Hör mir zu, du hast recht und es ist nicht nur bei dir und deiner Mutter und in deiner Nachbarschaft so. Sondern überall, in jeder Gemeinde, wo der «LA» erscheint. Die Post hat uns nämlich mitgeteilt, dass der «Landanzeiger» neu als B-Post behandelt wird. Seit letzter Woche machen sie für jede Gemeinde zwei gleichgrosse Stapel, verteilen den einen am Donnerstag und den anderen am Freitag. Natürlich könnten wir den «LA» wieder als A-Post liefern lassen, der dann garantiert am Donnerstag geliefert würde, aber der Tarif für diesen Service übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten massiv.

«Okay, jetzt hörst du mir mal zu», sagt Fredy, nun wieder ganz die coole Socke. «Die Lösung ist ganz einfach: ihr ruft jetzt gleich mal bei der Post an, direkt dort, wo die Offerte herkam, und verlangt die zuständige Entscheidungsperson. Und dort fordert ihr eine dringliche Neuberechnung für euren A-Post-Tarif! Das könnte sich lohnen, schliesslich ist die Post ja auch ein Staatsbetrieb und die haben sich in letzter Zeit öfters mal gröber verrechnet!»

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Edith

18. Juli 2024 04:07 Uhr