Lenzburger Frauentagung zum Thema «Perspektivenwechsel»
Tatjana Binggeli begrüsste die rund 150 Frauen in der Aula des Weiterbildungszentrums Lenzburg mit Gebärdensprache ohne Übersetzung ihrer Dolmetscherinnen und versetzte die Teilnehmerinnen in die Rolle, die sie und gehörlose oder wenig hörende Menschen normalerweise in unserer Gesellschaft einnehmen. So gelang ihr der Einstieg in das diesjährige Thema «Perspektivenwechsel» vorzüglich. Ihre private und öffentliche Biographie teilte sie mit den vielen, empathischen Frauen in einer Weise, die zutiefst berührte. Ihre Zähigkeit und ihr eiserner Wille gleichberechtigt teilzunehmen in unserer Gesellschaft und mehrere Ausbildungen mit den höchsten Abschlüssen zu absolvieren, beeindruckte stark. Sie hat mehrere Prozesse wegen Diskriminierung angestrengt und die grosse Mehrheit davon gewonnen. Immer wieder betonte sie aber auch, wie anstrengend ihr Leben war und ist und es weiterhin viel Energie und Tatkraft braucht, um sich politisch und gesellschaftlich «Gehör» zu verschaffen und die Unterstützung zu erhalten, die die 1 Million Menschen benötigt, um ein gleichberechtigtes Leben nach Bundesverfassung in der Schweiz führen zu können.
Petra Hayoz schaffte mit ihrem wunderbaren Naturjodel einen berührenden Übergang. Ihre klare, wunderschöne Stimme entliess die Frauen beschwingt und heiter in die anschliessenden vielfältigen Workshops. Dabei wurden berufliche Weiterbildung, gesellschaftliche und politische Themen wie auch kulturelle und künstlerische Tätigkeiten behandelt.
Die Frauenzentrale Aargau, welche diese Tagung anbietet, ist bestrebt, Frauen zu vernetzen und sie für politische und gesellschaftliche Teilhabe zu motivieren. Sie ist Dachverband vieler aargauischer Frauenorganisationen und unterstützt als Non-profit-Organisation auch Frauen mit ihrem Dienstleistungsangebot in schwierigen Lebenssituationen. Viele aktive Frauen aus Politik und Gesellschaft kommen jeweils gerne im Januar zu dieser Tagung, wo über Parteigrenzen hinweg Kontakte gepflegt werden. Neue Themen werden vermittelt und Frauen allen Alters gestärkt und ermutigt für ein Engagement zugunsten unserer aargauischen Gemeinschaft.
Ein schönes Beispiel der Frauensolidarität ist diesmal auch die Herkunft der Dekoration auf der Bühne und auf den Esstischen. Die roten effektvollen Mohnblumen wurden von den Bewohnerinnen des Alters- und Pflegeheims St. Martin in Muri in ihrer Aktivierung hergestellt.
Ein stimmungsvoller Tag endete mit der gelungenen Darbietung der Teilnehmerinnen des Jodel-Workshops mit Petra Hayoz und dem feinen Apéro. Am 18. Januar 2025 wird es dann wiederum heissen: Willkommen an der 37. Lenzburger Frauentagung. Brigitte Rüedin