«Man muss etwas für die Allgemeinheit tun»
«Eigentlich wollte ich nur zehn Jahre Kommandant bleiben», sagt Thomas Räss rückblickend, «doch dieses Ziel habe ich mit 12 Jahren nun halt knapp verfehlt. Es gibt Schlimmeres!» Trotzdem sei es an der Zeit, nun kürzer zu treten, «die Organisation braucht neue Ideen, neue Gesichter und einen neuen Kommandanten». Feuerwehrmüde ist Thomas Räss nicht, obwohl er der Organisation bald 25 Jahre angehört. Der Feuerwehr trat er in Wiliberg bei, weil alle Jugendlichen im Dorf nach dem Erreichen des 16. Altersjahrs Feuerwehrdienst leisteten. «Es hatte aber auch seine guten Seiten», weiss Thomas Räss. «Ab dann durfte ich dem Lehrer im Dorf und auch dem Gemeinderat Du sagen.» Ein vorzeitiger Austritt aus dem schwarzen Dienst, wie die Feuerwehr auch genannt wird, kam für den gelernten Landmaschinenmechaniker nie in Frage. Denn er lebt nach dem Motto: Das Leben im Dorf besteht nicht nur aus wohnen, leben und Miete zahlen, «man muss auch etwas für die Allgemeinheit tun».
Katze vom Baum gerettet
So unterstützte er auch die Fusion der drei Feuerwehren Uerkheim, Bottenwil und Wiliberg, zur Feuerwehr Uerkental im Jahr 2006. Fünf Jahre später übernahm er das Kommando von André Baur (Bottenwil) und gibt dieses nun Ende 2023 ab. Erlebt hat er einiges. «Die Todesfälle bei Verkehrsunfällen gingen mir immer sehr nahe», sagt Thomas Räss. Besser in Erinnerung bleibt ihm die Rettung einer Katze von einem sehr hohen Baum. Das Tier eines ehemaligen Feuerwehrmanns sass bereits seit drei Tagen unterhalb des Wipfels, miaute erbärmlich und kam nicht mehr runter. «Mit vereinten Kräften schafften wir es, dass Tier und Besitzer am Ende wieder glücklich waren.» Schwieriger waren jeweils Rettungen von Kühen und Pferden aus Güllenlöchern.
Jahrhunderthochwasser
Der 8. Juli 2017 ist eines der wenigen Daten, die Thomas Räss wohl nie mehr vergessen wird. Er hatte bei sich zu Hause in Uerkheim, die letzten Sandsäcke verlegt, als der erste Alarm einging. «Wasser im Keller», lautete die Meldung. «Bach durchs Haus, hätte es heissen müssen», sagt der Kommandant und zeigt auf seinem Handy einige Bilder des Jahrhunderthochwassers im Uerkental. Während drei Tagen lebte er fast pausen- und schlaflos im Feuerwehrmagazin und leitete die Einsätze. «Jeder Einzelne von uns ging damals an seine Grenzen oder auch drüber hinaus», windet Räss noch heute seiner Mannschaft ein grosses Kränzchen. «Dieses Ereignis hat uns noch mehr zusammengeschweisst.» Es war auch der Zeitpunkt, ab dem sich wieder mehr Junge freiwillig für den Feuerwehrdienst meldeten.
Nebst der tollen Kameradschaft bei der Feuerwehr Uerkental, schätzt Thomas Räss über all die Jahre auch die gute und uneigennützige Zusammenarbeit mit den Nachbarfeuerwehren. Viele gemeinsame Übungen und Einsätze, auch über die Kantonsgrenze hinaus, zeugen davon.
Feuerwehr ist gut aufgestellt
Thomas Räss übergibt seinem Nachfolger, der 2023 vorgestellt und zur Wahl vorgeschlagen werden soll, eine gut aufgestellte und ausgerüstete Feuerwehr. Der Fahrzeugpark wurde in den letzten fünf Jahren kontinuierlich erneuert und die rund 100 Kopf starke Mannschaft, die zu rund 35 Prozent aus Frauen besteht, ist motiviert und hat einen guten Zusammenhalt. «Es ist richtig cool, Teil dieser aktiven und lebendigen Feuerwehr zu sein», sagt Thomas Räss abschliessend.