Postfiliale Kölliken vor Schliessung – Gemeinderat pocht auf Service public
Die Post CH Netz AG informierte den Gemeinderat von Kölliken am 25. Oktober, «dass Filialumwandlungen und potenzielle Schliessungen im Raum stehen, wovon auch Kölliken betroffen sein könnte», dies schreibt der Gemeinderat Kölliken am 29. Oktober auf seiner Webseite. Überraschend sei diese Nachricht für die Gemeindevertreter allerdings nicht, schreibt die Gemeinde weiter, da bereits im Vorfeld ein Gesprächstermin mit der Post vereinbart wurde, um über die allgemeine Entwicklung der Poststellen zu diskutieren.
Die Gemeinde Kölliken sieht sich damit einer möglichen Veränderung im Postangebot konfrontiert, die für viele ländliche Gemeinden in der Schweiz Realität wird.
Die Post selbst begründet den Abbau ihrer eigenständigen Filialen mit einem starken Rückgang im klassischen Schaltergeschäft: Die Zahl der Einzahlungen und aufgegebenen Briefe ist über die Jahre signifikant gesunken, und diese Tendenz soll sich laut Post-CEO Roberto Cirillo in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. Um trotz dieser Herausforderungen eine flächendeckende Präsenz zu gewährleisten, strebt die Post vermehrt sogenannte Partnerfilialen an, bei denen bestehende Läden oder Geschäfte Postdienstleistungen übernehmen.
Gespräch mit der Post am Gespräch am 18. November
Für die Kölliker Gemeindebehörden ist es von zentraler Bedeutung, dass die Dienstleistungen im Sinne des Service public weiterhin möglichst umfassend erhalten bleiben. «Die Sicherstellung einer angemessenen postalischen Grundversorgung hat für uns hohe Priorität», betont der Gemeinderat. Die konkreten Auswirkungen auf die Filiale Kölliken und mögliche Alternativen sollen im anstehenden Gespräch am 18. November 2024 diskutiert werden.
Die Umstrukturierungen der Post sind in der gesamten Schweiz umstritten. Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert den Abbau des Filialnetzes scharf und sieht dadurch besonders Randregionen benachteiligt. Laut Syndicom verlieren die betroffenen Gemeinden nicht nur die Möglichkeit einer vollwertigen Grundversorgung, sondern auch wertvolle Arbeitsplätze. Die Gewerkschaft fordert daher ein Umdenken und appelliert an die Politik, das heutige Filialnetz in seiner jetzigen Form beizubehalten.
Parallel zum Abbau investiert die Post jedoch 100 Millionen Franken in die Modernisierung der verbleibenden Geschäftsstellen, unter anderem durch die Einführung von Videoberatung. Mit diesem Angebot sollen künftig auch digitale Lösungen in die Beratung einfliessen, um den Kundinnen und Kunden einen zeitgemässen Zugang zu postalischen Diensten zu bieten.
Ob und wie die Post Kölliken weiterhin eigenständig bleibt oder über Partnerlösungen geführt wird, bleibt abzuwarten. Der Gemeinderat wird sich dafür einsetzen, dass die Bedürfnisse der Gemeinde berücksichtigt werden und der Service public erhalten bleibt.
Kölliken ist aber nicht die einzige Filiale im Aargau, der eine Schliessung oder eine Umwandlung droht. Auch die Filialen Dottikon, Oberlunkhofen, Oberrohrdorf, Stein, Würenlingen und Würenlos stehen zur Diskussion. RAN/PD/GEM