Repol-Zofingen-Chef: «Wenn bei Jugendlichen Waffen im Spiel sind, ist das sehr gravierend»
Letzte Woche hat die Regionalpolizei Zofingen ihren Jahresbericht 2022 publiziert (wir berichteten). Darin kommt unter anderem die Präventionsarbeit der Repol zur Sprache. Diese sei eine der Stärken der Repol, sagt deren Chef Stefan Wettstein. Deshalb sei sein Korps auch in der Lage gewesen, auf die jüngsten Gewaltvorfälle mit Jugendlichen sehr schnell zu reagieren.
Waffen im Spiel
«Wir sind sehr erschrocken, was da passiert ist», sagt Wettstein über die beiden Vorfälle in Oftringen und Zofingen. «Wir waren sehr schnell vor Ort und konnten die Tatbeteiligten sofort ansprechen.» Besonders gravierend sei, dass Waffen im Spiel waren. «Wir sind nach den Einsätzen unverzüglich auf die Schulleitungen und die Schulsozialarbeit zugegangen. Wir haben unser Netzwerk in der Jugendpolizei genutzt, um in die Klassen zu gehen und Präventionsarbeit zu leisten.» Von einer allgemeinen Häufung solcher Vorfälle könne aber nicht gesprochen werden, so Wettstein. Er zitiert ein Interview mit dem Jugendgewalt-Experten Allan Guggenbühl, der sagt, dass die überschäumenden Emotionen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen einem Rausch gleichen, der auf manche Jugendliche anziehend wirkt. «Ich stimme zu. Es ist nicht geplant, sondern eine Machtdemonstration, die im Gruppendruck aus dem Ruder läuft.»
Prävention sei eine dauernde Aufgabe der Regionalpolizei; bei den jüngeren Kindern ist es die Verkehrsinstruktion, in den höheren Klassen kommen Themen wie Gewalt, Mobbing und die Risiken der sozialen Medien zur Sprache. Spezialisten der Regionalpolizei haben bei der Erarbeitung eines Grundlagenpapiers des Kantons an «vorderster Front mitgearbeitet», wie Wettstein sagt. Die Prävention sei eine Stärke der Repol – «und etwas, was wir permanent machen.» Das lasse sich auch mit Zahlen belegen.
Repol Zofingen: 2022 in Zahlen
Zuständigkeitsgebiet: 22 Gemeinden, 87’310 Einwohnerinnen und Einwohner
Personalbestand: 46 Mitarbeitende und 1 Diensthund (Stand 1. April 2023)
Polizeipräsenz: 27’866 Stunden
Interventionen und Alarmeinsätze: 6469
Verzeigungen und Berichte: 2538
Erledigte Rechtshilfegesuche: 5421
Verkehrsunterricht an Schulen: 1601 Stunden
Geschwindigkeit falsch einschätzen
Im Talk spricht der Repol-Chef auch über rücksichtlose Velo-, E-Bike und Trottinett-Fahrer. Die Zahl der Trendfahrzeuge – beispielsweise Elektroroller – nehmen auch im Gebiet der Regionalpolizei Zofingen zu. Dass deren Benutzerinnen und Benutzer die Geschwindigkeit richtig einschätzen könnten, sei nur eine Seite der Medaille. In einer verkehrsberuhigten Zone habe das Verhalten der Verkehrsteilnehmer auch mit Anstand zu tun. «Fussgänger haben Vortritt. Und auf dem Trottoir wird einfach nicht gefahren! Manche sind zu zweit auf dem Roller unterwegs, andere sind vom Alter her gar nicht berechtigt, die entsprechenden Fahrzeuge zu benutzen. Oder es gibt die nicht eingelösten E-Trottinetts, die nachts ohne Licht unterwegs sind.» Solches Verhalten nimmt laut Wettstein tatsächlich zu. Wird auch gebüsst? «Ja, im normalen Patrouillendienst oder auch an Aktionstagen.» Die Repol führe monatlich einen bis zwei Aktionstage durch – der Umgang mit Trendfahrzeugen ist dabei immer wieder ein Thema. Übertretungen werden gebüsst, bei jüngeren Verkehrssündern kann es auch eine Anzeige an die Jugendanwaltschaft absetzen.
Fühlt sich Wettstein mit seinen zehn Dienstjahren als Repol-Chef als «Sheriff von Zofingen»? «Wenn, dann wäre ich der Sheriff der Region Zofingen. Aber Spass beiseite: Ich würde mich nicht als Sheriff bezeichnen. Ich bin Leiter der Regionalpolizei mit gegenwärtig 46 Mitarbeitenden, seit 1. April sind es 48.» Wettstein (Jahrgang 1962) ist seit über 36 Jahren bei der Regionalpolizei Zofingen. Die Aufgabe als Polizist mache er «immer noch genauso gern wie früher», sagt er. Philippe Pfister