Rund 400 Aargauerinnen und Aargauer besichtigen zum Jubiläum «175 Jahre Bundesverfassung» Grossrats- und Regierungsgebäude in Aarau
Grossratspräsident Dr. Lukas Pfisterer würdigt als «Hausherr» im Grossratssaal zwei Aargauer Persönlichkeiten von historischer Bedeutung, die wichtige Beiträge zur Entstehung beziehungsweise Entwicklung der Bundesverfassung geleistet haben: «Wesentlich waren zum Beispiel das Aargauer Tagsatzungsmandat von Heinrich Zschokke, Schriftsteller und Volkserzieher, und die intellektuellen Impulse von Ignaz Paul Vital Troxler, Professor für Philosophie und Geschichte.»
Troxler gelte als geistiger Vater des Zweikammersystems der Schweiz, dem Bundesparlament mit Nationalrat und Ständerat. Und Zschokke habe mit seinen Anstrengungen, mit Bildung mündige Bürgerinnen und Bürgern zur demokratischen Mitwirkung zu befähigen, wichtige Aufbauarbeit für die Bundesverfassung geleistet, betont Pfisterer: «Für eine Bundesverfassung, die uns nicht von aussen aufgedrängt, sondern von innen erarbeitet wurde.»
«Wir dürfen stolz sein auf die Rolle des Kantons Aargau bei der Entwicklung des Erfolgsmodells Schweiz»
«Das heutige Jubiläum unserer Bundesverfassung haben wir unter anderem dem ersten Bundesrat aus dem Kanton Aargau, Friedrich Frey-Herosé zu verdanken», weist Landammann Jean-Pierre Gallati am Eröffnungsakt im Grossratssaal zum Tag der offenen Tür auf die kleine Ausstellung «Friedrich Frey-Herosé – an vorderster Front und mittendrin dabei» im Foyer des Grossratsgebäudes hin. Über die Leidenschaft für Chemie des damaligen Bundesrates schlägt er einen Bogen zur zentralen Rolle des Kantons in der Etablierung und Weiterentwicklung des Erfolgsmodells Schweiz: «Darauf dürfen wir stolz sein. Auch heute noch ist die Rolle der Kantone, der Föderalismus als Staatsprinzip trotz aller kritischen Stimmen entscheidend für das Funktionieren unseres Bundesstaats – als quasi chemischer Organismus mit innerer Kohäsion und gesunder Dynamik mit der Aussenwelt.»
Der Regierungsrat setze sich schon seit Jahren für die Weiterentwicklung der föderalen Demokratie in der Schweiz ein, erklärt der Landammann: «Unser Kanton und seine Hauptstadt sind massgebliche Träger des Zentrums für Demokratie in Aarau.»
Auch Grossrat und Historiker Dr. Titus Meier skizziert in seinem Referat, wie im jungen Kanton Aargau beispielhaft der Boden beziehungsweise das Fundament bereitet wurde, auf dem schliesslich die Bundesverfassung gedeihen konnte.
Blick ins Regierungszimmer und Bewunderung für den Gewölbekeller im Grossratsgebäude
Nach dem Eröffnungs- und Gedenkakt hat das Publikum Gelegenheit, im Grossratsgebäude und im Regierungsgebäude auch jene Räumlichkeiten zu besichtigen, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. Dabei werden auch interessante Informationen zur Bau- und Architekturgeschichte der beiden Häuser vermittelt, in denen das Herz der Aargauer Kantonalpolitik schlägt. So ist zum Beispiel zu erfahren, wie Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Gasthof «Löwen» das neue Regierungsgebäude wurde beziehungsweise wie fünf Jahre nach der Kantonsgründung der Regierungsrat eigene Räumlichkeiten erhielt. Zuvor genoss er im städtischen Rathaus von Aarau Gastrecht; zusammen mit dem Grossen Rat, der sogar bis 1829 dort tagte.
Im Regierungsgebäude interessiert vor allem der Blick ins Regierungsratszimmer, wo der Regierungsrat in der Regel am Mittwoch zu seinen Sitzungen zusammentritt. Ein, im Vergleich zum Repräsentationszimmer, eher karg eingerichteter Raum mit prägnanter Holzverkleidung. Im Grossratsgebäude fasziniert in erster Linie der grosse Saal, wo jeweils an Dienstagen die 140 Mitglieder des Kantonsparlaments tagen. Viel Beachtung gibt es für den imposanten Gewölbekeller unter dem Ratssaal, der als Aufenthalts- und Verpflegungsraum genutzt wird und bei Wahlen das kantonale Abstimmungszentrum für Medien und Parteien beherbergt. AG