Schöftlands spannende Wahl zwischen Beständigkeit und Aufbruch
Die fünf Mitglieder des Gemeinderats Schöftland sind gewählt. Am übernächsten Wochenende entscheidet das Volk, wer auf welchem Stuhl sitzt. Die beiden Rennen um den Posten des Gemeindeammanns und des Vizeammanns sind dabei völlig offen. Wir haben den Kandidierenden auf den Zahn gefühlt.
Im Vorfeld der Wahlen haben sich zwei politische Paarungen gebildet, die man auf vielen Plakaten in der Gemeinde erkennen kann. Auf dem einen Aushang ist Thomas Buchschacher zu sehen, der Ammann werden möchte und Gertrud Müller, die als Vizeammann kandidiert. Zusammen stehen sie für Beständigkeit im Dorf und werden von Exponenten bürgerlicher Parteien unterstützt. Auf den anderen Plakaten sieht man Anja Gestmann als Ammann- Kandidatin und Andres Wälty, der sich als Vize bewirbt. Diese beiden Kandidierenden streben einen offeneren Umgang mit Anliegen der Bevölkerung an. Nötig wurde der zweite Wahlgang, nachdem im September keiner der Kandidierenden die Mehrheit erreicht hat, darunter auch Amtsinhaber Rolf Buchser, der als Gemeinderat abgewählt wurde und heute nicht mehr kandidieren kann. Wichtig zu wissen: Die Kandidierenden muss man nicht als Paarung wählen; auf den Stimmzettel kann man frei zwischen den jeweils aufgeführten Namen wählen.
Beständigkeit auf dieser Seite
Das Treffen mit Thomas Buchschacher und Gertrud Müller findet im Restaurant Schlossgarten statt. Das Gespräch ist freundlich und der Kaffee wärmt die Gemüter. «Es ist völlig offen, wie sich die Bevölkerung entscheidet», sagt Buchschacher. Müller stimmt zu. Beide unterstreichen, dass sie ihre Wiederwahl in den Gemeinderat sehr schätzen und sie ihrer Arbeit weiterhin mit Freude und Engagement nachgehen werden. Müller hat in ihren acht Jahren als Gemeinderätin in den Bereichen Sozialwesen und Sport viele Erfolge erzielt, selber hebt sie das Jugendprojekt «Conaction» hervor und ihre Arbeit im Zusammenhang mit der Ortsbürgergemeinde, die in Schöftland einen wichtigen Stand geniesst. Buchschacher ist anzurechnen, dass die Gemeinde über eine funktionierende Infrastruktur verfügt. «Die Sanierungsarbeiten auf der Dorfstrasse sind fast abgeschlossen, danach geht es noch in die Quartierstrassen», sagt der seit acht Jahren als Vizeammann amtierende Buchschacher und fasst dann das bisher Gesagte mit einem pfiffigen Satz zusammen: «Schöftland ist viel mehr als ‹nur› die Hegmatte».
Aufbruchstimmung auf jener Seite
Szenenwechsel. Das Treffen mit Anja Gestmann und Andres Wälty findet an einem Infostand im Dorfzentrum statt. Das Gespräch ist freundlich und die Kürbissuppe wärmt die Gemüter. Auch hier tönt es nicht anders: «Es ist völlig offen, wie sich die Bevölkerung entscheidet », sagen beide. Gestmann gehört dem Gemeinderat seit acht Jahren an, ihre Verdienste sind im Altersbereich mit der Gründung der rührigen Alterskommission mit Quartierbegehungen, MiA Fahrdienst und vielem mehr sowie im Bildungsbereich mit der grosszügigen Umsetzung des Kinderbetreuungsgesetzes, der Einführung der Tagesstrukturen und ganz aktuell, der Neuregelung der Schulstruktur nach Wegfall der Schulpflege zu ermitteln. «Ideen und Anregungen aus der Schöftler Bevölkerung abzuholen, ist mir immer wichtig ›». Eine andere Rolle kommt Andres Wälty zu. Er steht als neu gewählter Gemeinderat für Aufbruchstimmung, die er und Gestmann mit dem gemeinsamen Auftritt anstreben: «Die Entwicklungen rund um die Hegmatte haben gezeigt, dass sich die Bevölkerung eine offenere Kommunikation und ein Mitspracherecht wünscht». Als Leistungsausweis kann man Wälty anrechnen, dass er einen Schritt gemacht hat, den selten jemand macht: nach etlichen kritischen Wortmeldungen an der Gemeindeversammlung hat er sich als Gemeinderat zur Verfügung gestellt und wurde klar gewählt.
«Schöftland ist viel mehr als die Hegmatte und das Mühleareal»
Zurück im «Schlossgarten». Das Gespräch mit Thomas Buchschacher und Gertrud Müller dreht sich natürlich auch um die Abwahl des langjährigen Gemeindeammanns Rolf Buchser. «Ich vermisse den Respekt im Umgang mit Menschen in öffentlichen Ämtern», sagt Gertrud Müller. Von einem Denkzettel ist die Rede, den man ihm in der Hegmatte-Frage verpassen wollte. «Aber Schöftland ist viel mehr als die Hegmatte oder das Mühleareal. Das Schulwesen, die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, die Projekte für die Jugend und die Arbeit für die Senioren oder auch die Finanzen ». Beide nennen weitere Eckpfeiler die in Schöftland seit Jahren funktionieren und an denen Buchser seinen Anteil gehabt habe. Wenn man das Gelingen einer Gemeinde auf wenige Themen reduziere, so betreibe man «Problempolitik», sagt Buchschacher. «Davon müssen wir wieder weg kommen und gemeinsam einen Neustart mit Erfahrung und Engagement wagen », fügt Müller an.
«Bevölkerung muss an der Urne entscheiden können»
Ähnlich und doch anders klingt es am Infostand im Dorfzentrum. «Transparent und unabhängig» lautet hier das Credo. Der Umgang mit den Anliegen der Bevölkerung habe in den letzten Jahren aber gelitten. Der «Neue» Andres Wälty nimmt kein Blatt vor den Mund: «In Sachen Hegmatte braucht es jetzt einen Marschhalt. Die Bevölkerung muss per Abstimmung mit klarem Inhalt entscheiden können, ob sie die Hegmatte vollumfänglich als Kulturland und Freifläche erhalten will oder nicht. Es kann doch nicht sein, dass man Silos noch schnell unter kantonalen Schutz stellen will, damit das Volk nicht mitreden kann». Die «Bisherige » Gestmann formuliert es diplomatischer: «Es müssen die Interessen der Gemeinde, der Wirtschaft, der Umwelt und der Landbesitzer berücksichtigt werden. Das ist die Aufgabe des neu gewählten Gemeinderats, sicher nicht des alten». Das gelte, so Wälty ergänzend, auch für viele andere Themen. Was aber passiert, wenn je ein Kandidat oder eine Kandidatin pro Paarung gewählt wird? «Dann werden wir alles daran setzen, dass es funktioniert» heisst es im Schlossgarten. «Ich habe Thomas meine Unterstützung im Falle seiner Wahl bereits zugesichert», heisst es von Anja Gestmann am Infostand. Und auch hier ist es gut zu wissen: Wer auch immer letztlich Gemeindeammann oder Vizeammann wird: es ist ein Fünfergremium, das Beschlüsse fasst.