Turbulentes Such-Spiel nach der Beute
Bühnen-Virus 22 überraschte die Gäste schon vor dem ersten Öffnen des Vorhangs. Regisseurin Barbara Marti setzte gerade zur Begrüssung an, als eine Schar Teenager die Bühne stürmte. Einige Teilnehmende der Jugend-Theater-Workshops wollten ihr Gspänli Stefanie, die nun bei den Grossen mitspielt, unterstützen. Stattdessen übernahmen sie die Begrüssung und liessen sich erst nach einem musikalischen Intermezzo von der Bühne holen.
Abwechslungsreiches Verwirrspiel
Als der Vorhang sich dann doch öffnet, ist man mitten im Wohnzimmer von Lisa (Rachel Hochstrasser) und Jakob Morf (Roli Marti). Letzterer ist allerdings nicht zuhause. Stattdessen kommt Benno Stierli (Daniel Rohrer) nach einem Schäferstündchen gerade aus dem Schlafzimmer, Der Postangestellte hat glatt verpasst, dass seine Post soeben überfallen wurde. Der auffällig gekleidete Posträuber Hannes Gfeller (Simon Ficht), der bei seinem Coup eine Million Franken erbeutete, stösst auf der Flucht mit einem Güggeli-Imbisswagen zusammen, flieht ins Mehrfamilienhaus und versteckt die Beute auf dem Balkon der Morfs. Nun kommt Alarmanlagen- und Sicherheits-Experte Jakob Morf nach Hause und entdeckt Stierli auf dem Balkon. In der Meinung, den Posträuber gestellt zu haben, schlägt Morf ihm vor, ihm zur Flucht zu verhelfen, sofern die Beute aufgeteilt wird. In der Folge versammeln sich Polizistin Hubacher (Nora Müller) und die Polizei-Aspirantin Petra Sturzenegger (Stefanie Marti) genauso in der Wohnung der Morfs, wie auch Güggeli-Braterin Rosa Goldener (Susanne Zaugg), der Posträuber oder die vehement nach Star-Ruhm lechzende Kellnerin Angela Kunz (Simone Fankhauser). Licht ins Gewirr widersprüchlicher Aussagen bringt allenfalls die liebenswerte aber sehr neugierige Nachbarin Frida Wehrli (Patricia Niklaus), die mit ihrem Fernglas vom Nachbarblock her beste Sicht auf Wohnung und Balkon der Morfs geniesst. Doch auch ihre Beobachtungen klären nicht auf, wo sich die Million, die immer wieder ihren Lagerort wechselt, schliesslich befindet. Die ganzen Umstände des Post-Coups werden erst im letzten Moment des Stücks klar. Spannung bis zum Schluss ist garantiert.
Zwei weitere Vorstellungen
Ebenso der Spass, denn das ganze Ensemble überzeugt in seinen Rollen. Regisseurin Barbara Marti hat ihrer Truppe viele Feinheiten und dem Stück einige zusätzliche Gags mitgegeben. Der Bühnen-Virus 22 bietet so kurzweilige 2 ½ Stunden bestes Theatervergnügen. Zudem wartet der junge Verein auch im Umfeld mit einem neuen kulinarischen Angebot und weiteren Überraschungen auf. Zwei Vorstellungen am kommenden Samstag und Sonntag verbleiben all jenen, die all dies nicht verpassen wollen. Infos und Platzreservationen auf www.buehnenvirus22.ch/willkommen/2024. JAF