Überzeugendes City SUV
Die Modellreihe für Kleinstwagen so einzustellen, wie das viele andere machen, sei für Toyota nicht infrage gekommen, sagt Andrea Carlucci, Marketingchef von Toyota in Europa. «Das A-Segment ist für die Japaner immer noch wichtig. Hier haben wir viele neue Kunden abgeholt.» Die Kundschaft für Kleinwagen besteht nicht nur aus Pflegediensten und Pizzaboten – und sie hat mehr verdient als langweilige Autos. Davon überzeugt ist Toyota-Designer Ken Billes. Er hat das japanische Einstiegsmodell namens Aygo X mit seinem neusten Wurf in die Nähe eines SUV, eines City-SUV mit Lifestyle-Charakter, gerückt. Das X im Namen der 3. Auflage steht für den Crossover-Look. Der neue Aygo ist 55 mm höher und hat elf Millimeter mehr Bodenfreiheit als der Vorgänger. «Damit demonstrieren wir, dass auch ein kleines Auto eine stolze Persönlichkeit haben kann.»
Voll der Europäer
Der Toyota Aygo X ist voll und ganz ein Europäer, und das macht ihn teurer: Entwickelt wird er in Brüssel, designt in Nizza, produziert im tschechischen Kolin. Es braucht keine Parksensoren, um den 3,70 m Bambino aus einer Lücke zu bugsieren. Der Kleine ist ein Einpark-König. Und wie der sich wenden kann – grossartig. Benötigen tut er dazu einen Kreis von gerade einmal 9,40 Metern – das ist sehr, sehr wenig. Hat fast was von Pirouette im Eis- kunstlauf. Hilfreich beim Rangieren ist, dass der Fahrer resp. die Fahrerin spürbar höher sitzt als in anderen Stadtautos.
Optisch punktet der neue Aygo X mit knackigen Proportionen und sehr kurzen Karosserie-Überhängen. Hohe Bodenfreiheit, Unterfahrschutz, robuste Beplankung um die Radhäuser und eine bullige Front verleihen dem kleinen Toyota einen resilienten Auftritt. Vorn kann sich das Platzangebot im little Japaner durchaus sehen lassen. Technisch setzt er auf die bereits beim Yaris verwendete B-Plattform, die beim Fünftürer für einen um 9 cm längeren Radstand mit entsprechend mehr Platz im Innenraum sorgt. Personen bis zu 2 Meter finden genug Bein- und Kopffreiheit. Hinten herrscht, logisch, etwas mehr Gewusel auf den günstigen Plätzen. Im Kofferraum lassen sich 231 bis 829 Liter verstauen. Der aufgeräumte Innenraum bietet zeitgemässe Infotainment-Technik mit einem bis zu 9 Zoll grossen Touchscreen in den höheren Ausstattungen. Smartphone-Konnektivität (schon ab der Basisversion), Sprachbedienung, Over-the-Air-Updates oder Echtzeit-Verkehrsinformationen sind selbstverständlich. Per App kann sich der Nutzer über Füllstand des Tanks oder den aktuellen Standort seines Fahrzeugs aus der Ferne informieren. Darüber hinaus bietet der Aygo X einige für sein Segment tendenziell untypische Ausstattungen wie ein optionales Premium-Soundsystem von JBL, ein Kombiinstrument mit grossem Farbdisplay oder eine Sitzheizung vorn. Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über das zentrale Display mit der optisch feinen Grafik. Für die wichtigsten Funktionen gibt es auch noch Tasten. Dass bei den Innenraummaterialien viel Plastik verwendet wird, ist normal. Schliesslich kostet das Teil ja auch keine Welt. Ab 18’400 Franken geht es los – die top ausgerüstete Top-Variante kriegt man ab sehr vernünftigen 24’900 Franken.
Kein Bolide, aber solide
Fahrdynamisch ist Aygo X nicht gebaut, um den Sportwagen die Laune zu verderben. Die Federung ist gefällig mit leicht fühlbarer Seitenneigung in den Bögen, das Fahrverhalten sonst gutmütig; der Abrollkomfort schwer in Ordnung für so ein kleines Auto. Die Bremsen ihrerseits vermögen die Tonne easy im Griff zu halten und ihren Job solid zu erledigen. Antriebseinflüsse in der Lenkung gibt es kaum, aber es gibt ja auch nicht viel Kraft, die da an den Rädern zerren könnte. Es herrscht Kleinstwagen-Technik. So gibt’s nur den 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 53 kW/72 PS. Einen Turbolader spart man sich. Mit einem lang übersetzten Fünfgang-Schaltgetriebe, was den Alltag auf Kosten der Sportlichkeit einfacher macht, geht es in überschaubaren 15,6 Sekunden auf Tempo 100. Mehr als 160 km/h sind nicht drin.
Alternativ zum Handschaltgetriebe gibt es eine stufenlose CVT-Automatik, die just in der Stadt viel Sinn macht. Sprintzeit und Topspeed bewegen sich in ähnlichem Rahmen. Der Verbrauch liegt um die 5 Liter. Nicht gespart haben die Japaner bei der Sicherheit. Denn grundsätzlich Teil der Serienausstattung ist das Assistentenpaket Safety Sense. Dank Frontkamera und Radar reagiert der Kollisionsverhinderer auch auf Fussgänger und Radfahrer, ausserdem gibt es einen Spurhalte-Assistenten und Abstandstempomat. Toyota verspricht zudem eine hohe Crashsicherheit: Vier Sterne bei Euro NCAP sind für diese Klasse ein Wort. Was es allerdings weder für Geld noch gute Worte gibt, ist ein Totwinkel-Warner.