VW Taigo: Mit brasilianischem Einschlag
Mit dem Taigo verstösst VW gegen die Regel, dass ausserhalb von Europa konzipierte Modelle auf dem alten Kontinent nicht erfolgreich sind. In Brasilien «geboren» hört der VW Taigo da auf den Namen Nivus. Für Europa wurde das Modell, das auf der gleichen Plattform wie der Polo und der T-Cross steht, freilich optisch aufgebretzelt und die Ausstattung aufgemöbelt. Sportlich und modern zeigt er sich auf den ersten Blick. Faktisch ist der Taigo das erste SUV-Coupé von VW in Europa und soll sich trotz ähnlicher Aussenmasse mit deutlich mehr Lifestyle von seinen beiden Plattform-Brüdern abheben. Ein Highlight ist die stylische LED-Lichtsignatur, die sich über die gesamte Front bis zum Logo hinzieht. Das Coupé-Design wird durch schmal gehaltene dunkelrote LED-Rückleuchten mit durchgezogenem Lichtband akzentuiert. Mit einer Länge von 4,27 m ist er ein bisschen länger als der T-Roc, bewegt sich offiziell aber eine Klasse niedriger.
Zu den Highlights des flinken Lifestylers zählen neben seiner erhöhten Sitzposition ein serienmässiges volldigitales Cockpit, State-of-the-art-Konnektivitätslösungen, teilautomatisiertes Fahren, sowie weitere Assistenz- und Komfortsysteme, die die Langstreckentauglichkeit und die Sicherheit steigern. Das Ambiente ist nicht brasilianisch, bunt verspielt, sondern sachlich-nüchtern, in der Tradition von VW halt. Der Preis beginnt bei CHF 28 000.– Die top ausgestattete R-Line, die wir hier gefahren sind, beginnt bei 38 800 Franken. Der Testwagen bringt es mit allen Extras auf rund 45 000 Franken. Das ist dann freilich mehr oder weniger das Ende der Fahnenstange. Angetrieben wird der Taigo von einem 7-Gang-DSG-Doppelkupplungsgetriebe bei einer Leistung von 150 PS. Der Verbrauch liegt im Alltag bei gut 7 Litern. Vorderradantrieb ist fix – nix von Allrad also.
Prima Fahrverhalten
Optisch macht der Taigo den flüggeren Eindruck als der T-Cross. Generell ist die Qualität des Fahrverhaltens für dieses Segment hoch. Der Brasil-VW federt komfortabel, aus der «Hüfte», dümpelt und schwabbelt nicht rum, bleibt ausreichend straff, wirkt dabei indes nicht lamaschig und schon gar nicht träge. Da ist schon ein bisschen Samba unter der Haube. Wenn etwas gar viel Drehmoment auf die Vorderachse gerät, kann man hie und da ein leichtes Rupfen resp. Scharren der Vorderräder vernehmen. Allein, das ist im sittsam gefahrenen Alltag kein Problem. Das Ansprechverhalten der Lenkung ist o.k., nicht zu aggressiv. Die Kurven lassen sich so präzis und friedlich fahren. Untersteuern ist im Normalfall kein Thema. Die 0 bis 100 km/h gehen in 8,1 s, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 212 km/h.
Echt geräumig
Eine verschiebbare Rückbank wie im T-Cross gibt es nicht, allein die Platzverhältnisse im Fond können sich mehr als sehen lassen. Hier macht sich der 16-Zentimeter-Längenunterschied zum 4,11 Meter langen T-Cross bemerkbar. Die Beinfreiheit ist prima und die schnittigere Dachlinie engt die Kopffreiheit in keinster Weise ein. Hier ist auch genügend Raum für grössere Passagiere. Der 8-Zoll-Infotainment-Screen kann rein per Berührung bedient werden.
Alles, was man von einem Auto erwartet, löst der Taigo 1.5 TSI souverän. Er ist geräumig, gut und präzis bedienbar, fährt geschliffen mit einem durchzugsstarken, relativ sparsamen Antrieb, fühlt sich hochwertig an und ist bequem. Und auch punkto Sicherheit ist der Brasil -VW auf der Höhe. Die City-Notbremsfunktion überwacht per Radar den Bereich vor dem Auto und stellt eine Erweiterung des Front Assist dar. Es reagiert ab 5 bis 85 km/h auf Fussgänger und bremst automatisch. Zweiradfahrer werden bis zur Höchstgeschwindigkeit erkannt. Neben der Multikollisionsbremse gibt es noch ein proaktives Insassenschutzsystem sowie den Parkassistenten und eine Reifendruckkontrollanzeige sowie einen Endbeschlagstraffer an Bord, der den Sicherheitsgurt im Beckenbereich spannt, wenn es nötig wird. Michael Schenk