
Weltwahnsinn
Die meisten Journalistinnen und Journalisten, die ich kenne, sind echte «Newsjunkies». Sie sind immer auf dem neusten Stand, informieren sich über alle möglichen Kanäle. Sie wissen stets, was los ist rund um Aarau, in der Schweiz und in der ganzen Welt. Eigentlich bin ich das auch. In letzter Zeit hat sich das jedoch verändert und ich muss zugeben: ich kann es an manchen Tagen schlicht und einfach nicht mehr hören. Der aktuelle Weltwahnsinn ist unerträglich.
Immer öfter schwänze ich die für mich fast schon obligatorische Tagesschau um halb acht Uhr. Stattdessen lese ich dann ein Buch oder höre Musik. Im Radio wähle ich einen Sender ohne Moderatoren und News, nur mit Musik. Und gönne mir so eine Pause vom Weltwahnsinn, wohl wissend, dass er trotzdem stattfindet und weitergeht.
Wahrscheinlich ist dieses Handeln reiner Selbstschutz, um nicht in einen bösen Negativstrudel hineinzugeraten. Ohne Psychologe zu sein, vermute ich, dass es besser ist, die Dosis der Negativmeldungen zu reduzieren und sich stattdessen etwas Positivem hinzugeben, ganz bewusst. Andererseits frage ich mich, ob es okay ist, gerade in dieser Zeit einfach den Kopf in den Sand zu stecken, oder sich analog der drei Affen die Augen, die Ohren und den Mund zuzuhalten.
Es gibt aber auch welche, die gerade jetzt zum «Newsjunkie» werden und alles aufsaugen müssen. Mein Freund Fredy zum Beispiel. Bei ihm läuft der Turbo. Er weiss alles, was im Weissen Haus mit einem schwarzen Filzstift im Alleingang diktiert wird. Fast im Minutentakt schickt er mir diese Meldungen aufs Smartphone. Als Fredy die höchste Empörungsstufe erreicht hat, nehme ich ihn mir zur Brust. Er müsse nicht alles lesen, rate ich ihm, es täte ihm nicht gut. «Schau dich mal an, du drehst völlig im roten Bereich, hast nur noch ein Thema», tadle ich ihn, «wir können es eh nicht ändern, also lass uns über etwas Schönes reden.»
Das tun wir, setzen uns mit einem Kaffee nach draussen und drehen unser verwintertes Gesicht in die Frühlingssonne. Unser FC Aarau liegt an der Tabellenspitze, die Natur ist in den Startlöchern, bald spriesst, knospet und grünt es. Wir spüren viel positive Energie und sind uns einig: Eigentlich könnte alles sehr schön sein.