Wo das Pferd dem Traktor überlegen ist
Train-Rekruten waren einige Tage im Wald auf dem Rütihof im Einsatz. Dort setzten sie das in den letzten Monaten gelernte um und halfen beim Rückbau des Waldseilparks. Dieser wird zurzeit erneuert und im Jahr 2021 wieder eröffnet.
Im Wald auf dem Rütihof konnte man in der vergangenen Woche eine Gruppe von Train-Rekruten mit ihren Pferden bei der Arbeit beobachten. Am vergangenen Dienstag machte sich Oberst i Gst Antonio Spadafora ein Bild vom Ausbildungsstand der Rekruten, die bereits in der 15. Woche ihrer RS sind.
«Obwohl die Mannschaft wegen des Coronavirus starke Einschränkungen erlebt, wird immer noch motiviert und kompetent gearbeitet», zeigt sich der Kommandant des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere zufrieden. «Ich bin stolz auf meine Truppe.»
Suche nach Übungsanlagen
Das Coronavirus stellt auch die Armee vor unerwartete Herausforderungen. Abstand halten und Sauberkeit gehören auch in der Armee zu den obersten Geboten in dieser Zeit. Normalerweise träfe man die Train-Rekruten zurzeit in den Alpen und im Gebirge an. Da dort aber Übungsanlagen momentan schwierig zu finden sind, mussten die Verantwortlichen Alternativen suchen.
Andreas Fetscher, Betreiber des Restaurants Rütihof und des Waldseilparks, konnte eine Alternative bieten. «Unser Seilpark ist in die Jahre gekommen und einige Bäume waren vom Borkenkäfer befallen», sagt Andreas Fetscher. «Sie mussten gefällt und der Seilpark zurückgebaut werden» Die Übungsmöglichkeiten im Wald, die Möglichkeit die Rekruten in Zweierzimmer unterzubringen, die gute Infrastruktur in der Küche und genügend Platz für die Pferde waren für die Armee Grund genug, um die Rekruten auf den Rütihof zu beordern, wo sie jetzt die gefällten Bäume aus dem Wald befördern.
Das Holzrücken (Verbringen von gefällten und entasteten Baumstämmen zum nächsten Waldweg) mit Pferden hat lange Tradition. Nach weitgehender Verdrängung seit den 1960er Jahren durch den Einsatz spezieller Forstschlepper zum Holzrücken wird der Einsatz von Rückepferden derzeit im Zuge einer naturnahen Forstwirtschaft wieder zunehmend propagiert.
Gerade in beengten Gebieten und dichten Wäldern eignet sich das Holzrücken mit Pferden besonders gut. Es müssen keine Schneisen gehauen werden und der Boden wird nicht wie bei schwere Fahrzeugen verdichtet.
Beim Holzrücken werden vorwiegend Pferde der Kaltblutrassen ab rund 700 Kilogramm eingesetzt. Die Arbeit erfordert solide Pferde, die gut geschult sind. Sie müssen präzise auf Stimmkommandos reagieren können. Die Tiere tragen in der Regel ein sogenanntes Kummet – einen steifen gepolsterten Ring, der dem Pferd über den Hals gelegt wird. So können die stark wechselnden und oft ruckartigen Zugwiderstände beim Holzrücken ausgeglichen werden.
Dem Pferd werden in der Regel keine Scheuklappen angezogen, damit es sich im unwegsamen Gelände inmitten von verschiedenen Hindernissen ohne Probleme orientieren kann. Doppelte Freude auf dem Rütihof Angefeuert von den Rekruten legen sich die Mulis und die Pferde mächtig ins Gurtzeug und ziehen selbst die schwersten Stämme aus dem Rütihof-Wald.
Anerkennend sagte Oberst i Gst Spadafora beim Anblick des grossen Holzhaufens: «Beeindruckend, was die Rekruten mit ihren Tieren hier geleistet haben.» Gleich doppelt freut sich Andreas Fetscher, der zum einen Chef der Wirtshaus Rütihof AG ist und auf der anderen Seite im Militär selbst bei den Train eingeteilt ist. Seinen Dienst absolviert der Pferdeliebhaber als Major Chef Einsatz im Armee-Tier-Batallion 13.